
7 Seen Wanderung – immer noch Vorbereitung auf den Weg durch Mecklenburg

der neue Rucksack
Nur noch sieben Tage sind es, bis wir nach Mecklenburg aufbrechen. Der Karton mit dem Outdoor – Zeugs wird laufend hin und her geräumt und Gedankenspiele verwirren mich, ob ich was vergessen habe oder ob nicht doch noch was ganz wichtiges mit muss. Die Rucksäcke sind bereits gepackt, das heißt, sie werden eigentlich laufend neu gepackt. Andrea hat einen neuen UL Rucksack mit 35 Liter, baugleich mit diesem aber in Rot und 5 € billiger. Und ich habe mich entschlossen, auch einen neuen anzuschaffen. Bisher hat mir der Deuter ACT lite 35+10 zwar immer gute Dienste geleistet. Dieses Mal muss aber bekanntlich unsere Campingausrüstung mit. Und die hätte ich außen anschnallen müssen, was eine ungleichmäßige Lastverteilung zur Folge hätte. Also war ich wieder mal auf der Suche nach einem Rucksack, in den die Campingausrüstung mit hinein passt. Und wenn er dann noch etwas leichter ist, als mein alter Deuter, könnte dies das Mehrgewicht, was das Zelt und die Isomatte verursacht, etwas ausgleichen. Und so klickte ich mich durch die Outdoor – Shops auf der Suche nach einem leichten 50 Liter – Rucksack.
das Wildfox Gjende
Mit steigenden Temperaturen konnte ich mich nun endlich mal mit unserem Zelt beschäftigen. Wie schon geschrieben, werden wir dieses Mal ein kleines Zelt mitnehmen. Es sollte ein leichtes und erschwingliches 2 Personen Zelt sein. Da wir sonst eigentlich keine Camper sind, wollten wir nicht zu tief in die Tasche greifen. Einigermaßen wasserdicht und robust sollte es daher kommen und groß genug, dass man auch die Rucksäcke mit rein nehmen kann. Es sollte ein Innenzelt haben, um eine Kondenswasserdusche des Nachts zu vermeiden.
es taut !!
Denn es sind nur noch 4 Wochen, bis es nach Mecklenburg geht. Und da gilt es noch einiges zu tun, um die eingerosteten Knochen wieder in Schwung zu bekommen. Und deshalb steht das hier auch unter “Pilgerweg Mecklenburgische Seenplatte”, dient es doch zur weiteren Vorbereitung auf diesen Weg.
Heute nun die letzte Etappe, denn wir haben uns nach Jörgs Mitteilung, dass er wegen seines angeschlagenen Gesundheitszustandes voraussichtlich nicht mit nach Muxia gehen wird entschlossen, ebenfalls in Finisterre zu bleiben. Wir haben zwar nur zwei Nächte in der Pension gebucht, aber da lässt sich vielleicht was machen. Wir haben uns nun mal geeinigt, dass wir zusammen bleiben. Und ehrlich gesagt, bin ich auch nicht unglücklich darüber. Irgendwie reicht es dann auch. Es war ein langer Weg bis hier hin.
Ganz in Ruhe, in der Gewissheit, dass es erstens nicht mehr weit ist und zweitens, dass wir eine sichere Unterkunft haben, gehen wir am Morgen noch einmal durch Corcubion, wo wir auch gleich eine Bar finden, in der wir frühstücken können.
Der erste Blick an diesem Morgen gilt dem Himmel. Es sieht zwar auch nicht viel besser aus als Gestern aber der Wind hat sich wenigstens etwas gelegt.
Gespannt nehme ich das zerknüllte Zeitungspapier aus den Schuhen. In der Nacht hatte ich es nochmals erneuert und die Schuhe waren immer noch nass. Nun aber fühlen sie sich eigentlich recht trocken an. Nur die Einlegesohlen, die ich separat in Zeitungen verpackt hatte, sind immer noch feucht. So ist es nicht sehr angenehm, mit den trockenen Socken in die Schuhe zu schlüpfen. Sofort spüre ich die Feuchtigkeit, woran ich mich aber nachdem die Schuhe warm gelaufen waren, ganz schnell gewöhne.
Ganz unten das Video zur Etappe !
So, nun habe ich genug Neugier erzeugt. Zweimal habe ich schon auf diesen Tag in meinem Bericht verwiesen, gerade eben und in Bezug auf meine Füße/Socken/Schuhe – Kombination.
In der Nacht hörte man schon, dass der Wind stark aufgefrischt hatte. Und auch etwas Regen schien schon zu fallen.
Nachdem Jana und ich den Rest Nudeln als Frühstück vertilgt haben (ich kann gar nicht verstehen, weshalb da einige den Kopf schütteln?), gehen wir nach draußen und ahnen nichts Gutes, als wir den Himmel sehen. Dicke schwere Wolken werden von einem stark böigen Wind über den Himmel getrieben. In der Stadt ist dieser noch kaum zu spüren. Aber das sollte sich ändern.
Ganz unten das Video zur Etappe (diesmal etwas verwackelt) !
Blutrot geht die Sonne hinter der Silhouette der Kathedrale auf, als wir die Pension am Morgen verlassen. Die Nacht war recht unruhig, da Jörg immer wieder husten musste. Und als ich dann doch mal eingeschlafen war, hatte ich einen Traum, der mir fast den restlichen Weg gekostet hätte.
Die Kurzfassung: Ich gehe mit meinem Hund spazieren, als plötzlich ein Fuchs mit Schaum vorm Maul aus dem Gebüsch kommt – Tollwut – ohne Zweifel! Ich gerate in Panik und versuche ihn von meinem Hund fern zu halten, komme aber irgendwie nicht vorwärts (– na klar ich liege ja im Bett!). Der Fuchs kommt immer näher und ich trete nach ihm. Ich kann den Schrei gerade noch unterdrücken, den ich vor Schmerz anstimmen will. Ich bin schlagartig hellwach. Denn ich habe gegen das Bettgestell getreten und mir dabei eine Zehe so sehr gestoßen, dass sie blutet und ich befürchten muss, dass sie gebrochen ist. Ich humple zur Toilette, um wenigstens mal näher nachzusehen.
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Pustekuchen!!!
ist mein erster Gedanke, als ich schon den Rucksack auf dem Rücken aus der Herberge trete. Und ich traute meinen Augen nicht, denn es regnet in Strömen. Also alles wieder runter und die Regenjacke raus. Ist wieder nichts mit einer Ankunft in Santiago bei schönem Wetter!
Draußen stehen zwei Koreanerinnen in ihren roten Notponchos aus Plastikfolie, die sich nicht so recht trauen loszulaufen. In Englisch fragen sie mich, ob ich jetzt loslaufen will. „Yes“ sage ich und trotte los. Die beiden folgen mir auf dem Fuße.
Dann komme ich vor Jörgs Unterkunft an, der schon auf uns wartet. Ich bleibe stehen und auch die beiden Koreanerinnen, die mich daraufhin etwas fassungslos anblicken. Ganz in Ruhe streife ich meinen Rucksack ab, um die Regenjacke gegen den Poncho zu tauschen, denn es regnet jetzt doch stärker als zunächst bemerkt. Immer noch fragende Blicke von den Koreanerinnen bemerkend, beruhige ich sie mit den Worten“ I waiting for my Wife“. Die Minen erhellen sich, so man das in der Dunkelheit sieht, denn auch um 8 Uhr scheint es heute Morgen nicht richtig hell werden zu wollen. Jana und Andrea tauchen aus dem Dunkel auf und es geht endlich weiter, die Koreanerinnen immer hinter mir her. Immer wenn ich stehen bleibe, um auf Jana und Andrea zu warten oder zu fotografieren, bleiben auch die Koreanerinnen stehen. Ich fragte mich, ob sie das so auf dem gesamten Weg durchgezogen haben? Dann dürfte das ziemlich stressig für den Verfolgten und auch für sie selbst gewesen sein. Dieses Spielchen ziehen sie so bis zur Kathedrale ab und wurden später nie mehr gesehen.
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Trotzdem verbringen wir in Salceda eine ruhige und erholsame Nacht. Am Morgen gibt es dann noch für 3 € ein Frühstück mit Kaffee, Tost und Saft. Bei Sonnenaufgang wandern wir los.
Sonnenaufgang in Salceda
Dieses Mal bleibt Jürgen bei uns, musste sein Tempo also etwas drosseln. Philine haben wir seit gestern nicht mehr gesehen. Sie hat noch viel Zeit für ihren Weg und ist hinter Melide schon in Ribadiso abgestiegen. Für den 21. haben wir uns aber um 19 Uhr vor dem Westportal der Kathedrale in Santiago verabredet. Sicher werden wir uns eher treffen in der Stadt, so unserer aller Meinung.
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Alle Befürchtungen der Stahltreppe wegen haben sich am frühem Morgen bestätigt. Die ersten „Nachtpilger“ polterten bereits vor 5 Uhr diese herunter und an Schlaf ist gerade nicht mehr zu denken. Also wälze ich mich vorsichtig aus dem sehr wackeligen Bett, um Andrea nicht zu wecken. Ab zur Toilette, na wenigstens hat jede Etage eine eigene. Licht an – NICHTS! Na prima, jetzt gibt´s nicht mal Licht – na vielleicht nach 6 Uhr. Doch auch nach 6 Uhr bleibt alles dunkel. Später wird dann von Jörg das Rätsel gelöst. Unsere Zimmergenossen, die schon vor 22 Uhr schlafen wollten, hatten vergeblich den Lichtschalter gesucht, weil da meine Klamotten am Bett drüber hingen. Also haben sie im Sicherungskasten den Hauptschalter ausgeschaltet. Da kann man lange suchen. Etwas seltsam waren die Kollegen schon, da sie am Morgen ja bemerkt haben mussten, wie wir vergeblich versuchten, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. Doch keiner hat sich gerührt. Ist halt nicht jeder nett auf dem Camino.
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Das Aufstehen und die Vorbereitung auf den Weg verlaufen diesmal recht entspannt, da wir uns am Abend schon einig waren, dass der erste, der das Bett verlässt, das Licht einschaltet. Es ist ein Blödsinn in meinen Augen, dass man mit seiner Kopflampe rum funzelt, seine 7 Sachen zusammenrafft, obwohl alle anderen schon längst wach im Bett liegen und sich amüsieren, wie man sich zum x – ten Mal den großen Zeh anstößt. Bisher bin ich immer auf Zustimmung gestoßen, wenn ich dann endlich aus dem Bett gesprungen bin und den Lichtschalter betätigt habe. Machen wir uns doch nichts vor, wach sind doch eh schon fast alle und die, die es noch nicht sind, werden weniger durch das Licht sondern durch die langwierige Rumfunzelei mit Taschen- und Kopflampen gestört.
Heute also nicht! Auch die ausreichende Anzahl von Toiletten in beiden Etagen hat die Situation sichtlich entspannt.
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Man kann es drehen wie man will, einen Dreißiger hat man auf der Süd – Route von Lugo nach Melide in jedem Fall. Entweder man übernachtet in San Roman und geht heute nur 20 Kilometer oder man geht die dreißig bis Ponte Ferreira. Da ich schon viel Gutes von der neuen privaten Herberge in Ponte Ferreira gehört habe und wir Jana die 30 Kilometer von San Roman bis Melide übermorgen nicht zumuten wollen, entschließen wir uns heute, nach Ponte Ferreira zu gehen, so wie es mein ausgearbeiteter Etappenplan auch vorsah. Die meisten der Pilger, die in Lugo übernachten, wählen übrigens die Süd – Variante, sollen doch auf der Nord – Route zum Camino del Norte immer wieder die Wegzeichen entfernt worden sein. Bestätigen konnte mir das niemand. Solche Aktionen sind bei Alternativrouten meist wirtschaftlich motiviert. Man will ja niemandem was unterstellen aber auf so einem wenig begangenen Weg wie dem Camino Primitivo, ist es in manchen Zeiten sicher schwierig, kostendeckend zu arbeiten. Die staatlichen Herbergen sind eh ein Zuschuss – Geschäft für die Kommunen. Da kann man sich schon vorstellen, dass da so manche nicht ganz saubere Aktion gestartet wird, um sein Geschäft in Schwung zu halten. Es gibt auf der Süd – Route in San Roman und in Ponte Ferreira neue private Herbergen und in Merlán / As Seixas ein neues großes Anwesen am Weg, auf dem noch mächtig gewerkelt wird und in dem sich bereits eine Bar befindet. Möglich, dass hier zukünftig auch Betten angeboten werden. Da wird die Konkurrenz langsam zu groß für die relativ wenigen Pilger.
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Heute nun eine Etappe, die verspricht etwas ebener zu werden. Dafür geht es immer mal über Asphalt, was mich aber nicht besonders stört, da man dann die Möglichkeit hat, mal etwas entspannter zu laufen und sich im Gehen die Gegend zu betrachten. Man nicht dauernd auf den Weg und die Füße achten.
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Angesteckt von der allgemeinen Unruhe stehen wir auch heute recht früh auf. An den wenigen Wasch- und Pinkelbecken gibt es etwas Gedränge aber sonst geht alles sehr zügig und diszipliniert ab. Da es aber draußen noch sehr dunkel und zudem noch nebelig ist, lassen wir uns mit dem Frühstück viel Zeit. Ich mache ganz in Ruhe unseren löslichen Kaffee. Der ist zwar nicht vergleichbar mit dem sonst üblichen Kaffee con Leche in den Bars aber doch ganz genießbar. Ein paar Reste an Brot und Käse vom Vorabend sind auch noch übrig dazu noch ein paar Apfel- und Pfirsichstreifen, das muss genügen.
Erst als es gegen 8 Uhr dämmert, ziehen auch wir los. 23 Kilometer bis Cadavo Baleira, das klingt nicht viel. Das ständige hoch und runter wird uns aber auch heute kaum vorwärts kommen lassen.
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ein “Nebelbogen”
Der Morgen ist kalt und die ersten Kilometer wandern wir durch eine graue Suppe. Als wir die Landstraße endlich verlassen können und der Weg weiter über einen schmalen Pfad führt, hellt es plötzlich auf. Wir sind raus aus den Wolken, die hinter uns im Tal hängen. Ich bemerke vor uns eine Erscheinung, die ich so noch nie gesehen habe. Ich nenne sie mal Nebelbogen. Gleich einem Regenbogen nur ohne Farben spannt sich der weiße Bogen vor uns über den Feldern auf. Das sieht völlig unwirklich aus. Ich versuche die Erscheinung trotz des geringen Kontrastes aufs Foto zu bannen. Und ich glaube, es ist einigermaßen gelungen.
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kurz hinter Berducedo
Diese Etappe sollte eine der schönsten werden, auch wenn das Strecken – Profil so manchen Schweißtropfen und schmerzende Knien in Aussicht stellte.
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Heute nun die Königsetappe. So erscheint sie jedenfalls in unseren Augen.
Bis Borres und dann bis zum Abzweig nach Pola Allande geht es auf recht bequemen Wegen gut voran, so dass die zusätzlichen 3 Kilometer kaum ins Gewicht fallen.
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– So gut, dass ich, der Frühaufsteher es verschlafen habe und Jörg mich wecken muss. Na, ich hatte ja auch was nachzuholen wegen der Nacht in Salas!.
Eigentlich hatte ich geplant, dass wir heute bis Borres laufen, trotz des etwas angekratzten Rufes dieser Herberge. Aber wir wollten ursprünglich so nahe wie möglich heran an die Hospitales Route. Das sind nur 16 Kilometer und so lassen wir es geruhsam angehen heute morgen.
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