

der aufgezeichnete Track auf OSM Karte
Nachdem uns das Gewimmel beim Massenstart von mehreren Tausend Wanderern im vorigen Jahr zur “Zwenkau Tour” nicht so gefiel (man kam auf den ersten Kilometern einfach nicht voran, weil die Wege sehr voll waren), entschieden wir uns wie auch schon vor zwei Jahren für die Midnighttour. Diese startete am 4. Mai um 01.00 Uhr in Gaschwitz am Jugendclub und führte 24 Kilometer über Böhlen, Gaulitz, Rötha, Espenhain, die Halde Trages bis nach Thierbach. Dort wartete auf uns ein bereitgestellter Bus, der uns zurück zum Ausgangspunkt brachte. Am Startpunkt erhielten wir unser Informationsmaterial, ein Reflex – Band zur besseren Erkennbarkeit in der Nacht und den üblichen Sticker. Die Anmeldung hatten wir bereits im Voraus online gebucht und den Unkostenbeitrag entrichtet. Und so lief das alles recht zügig ab. Auf die angebotenen Nudeln verzichteten wir dankend, denn um 8 Uhr fährt der letzte Bus.

wer solche Freunde hat….
Für mich war das alles etwas zu zügig. Das war nicht mein Tempo, denn ich lasse es lieber etwas ruhiger angehen am Anfang und werde erst am Ende, mit dem Ziel vor Augen (wir sagen mit Kneipe in Sicht) schneller. So lässt man sich aber leicht anstecken von der Eile, die hier einige an den Tag legten, als ob es ein Wettrennen wäre. Transparente sah man am Wegesrand, die zum Durchhalten aufforderten. Auf einem war sogar ein Wolfgang angefeuert worden: “Quäl dich du Sau!”, ein Zuruf den mal Jan Ullrich während einer Pyrenäen – Bergetappe von seinem Mannschaftskameraden über sich ergehen lassen musste. Rechts ließen wir die imposanten Kühltürme des Kraftwerkes Lippendorf liegen. Die Kühltürme dienten auf der gesamten Strecke als Orientierungspunkt. Und man ist immer wieder erstaunt, wir schnell man eigentlich doch zu Fuß voran kommt. Noch eben in weiter Ferne, standen sie nun fast neben uns und bliesen Wasserdampfwolken in den Nachthimmel. Wenig später erreichten wir am Ortsrand von Rötha den Röthaer Stausee, wo es etwas sumpfig wurde. Aber die Feuerwehr hatte auch hier ein Spalier von Fackeln aufgestellt und gaben Acht, dass niemand die Böschung hinab in den See fällt.

Futterkrippe von Anwohnern in Rötha
In Rötha gab es dann wieder eine Versorgungsstelle. Belegte Brote, Obst, Kaffee, Tee und Wasser wurden hier angeboten. Plötzlich polterte es. Ein recht junger Wanderer war ohnmächtig vom Stuhl gefallen. Doch zum Glück war auch hier sofort der Sanitäter des DRK zur Stelle und konnte dem jungen Mann helfen. Wahrscheinlich hatte er zu wenig getrunken und sich etwas viel zugemutet. Den Eindruck hatte man einige Male. Denn es war schon erstaunlich, mit welchem Tempo sich hier einige bewegten, die augenscheinlich noch wesentlich älter waren als ich. Ich denke aber: Ankommen ist wichtiger, als der Erste zu sein. Im Ort Rötha, der über seine Kleinstadtgrenzen hinaus bekannt ist für seine Silbermann – Orgel und den Most, der hier gekeltert wird, haben auch in diesem Jahr Anwohner eine Futterkrippe für die Wanderer aufgestellt. In einem beleuchteten Vogelhäuschen lagen Süßigkeiten bereit. Überhaupt nehmen die Anwohner großen Anteil an dem Event. Oft sieht man Schilder oder Spruchbänder und die Zäune sind beleuchtet und geschmückt. Der folgende Abschnitt ist nicht besonders erbaulich. Bis nach Espenhain geht es entlang der viel befahrenen B95. In früheren Zeiten wäre wahrscheinlich nie jemand nur auf die Idee gekommen, nach Espenhain, einem pechschwarzen, stinkenden Ort in Mitten von Braunkohlentagebauen zu wandern. Eine Großkokerei und eine Brikettfabrik machte einem hier das Atmen schwer. Was hier noch alles zusammen gebraut wurde, wissen nur Insider. Und was davon in die Umwelt geriet, war Staatsgeheimnis. Man trat aufs Gas, um schnell hier durch zu sein und machte die Lüftung am Auto zu. Vielleicht war auch deshalb die B95 schon zu DDR Zeiten vierspurig? Nach der Wende berichtete man ausführlich und manchmal auch ziemlich reißerisch von dem Umweltskandal, der hier angerichtet wurde. Vergiftete Luft und vergiftete Böden ließen hier und in den Nachbarorten die Menschen krank werden. Aber ich schweife ab…

Kühltürme des Kraftwerks Lippendorf
All das konnte man schon sehen, denn es begann zu dämmern. Und die bisher dominierenden Nachtigallen wurden durch andere erwachte Singvögel überstimmt. Wenn es ruhig um einen herum ist, merkt man erst mal, was das für eine Wahnsinns Geräuschkulisse ist.


Sonnenaufgang auf der Halde Trages
Keuchend kamen wir noch rechtzeitig oben an und sahen einen herrlichen Sonnenaufgang. Das Wetter war in dieser Nacht eigentlich ideal zum wandern. Es war völlig windstill, trocken und etwas bewölkt, so dass die Temperaturen recht angenehm blieben. Am Morgen sah man vom Turm noch viele Nebelbänke zwischen den Orten und Wäldern liegen. Die Hochhäuser von Leipzig und das Völkerschlachtdenkmal lugten am Horizont aus dem Nebel. Alles sah etwas mystisch aus. Besser ging es nicht.

Trages in Sicht
Und so stießen wir hier oben mit einem Piccolöchen auf den Tag und die zurück gelegte Strecke an. Steil geht es nicht nur vom Turm herunter, auch der folgende Weg von der Halde verläuft über Treppen oder steile Rampen. Nun hat man das Ziel schon vor Augen. Nur noch durch das Dorf Thierbach und schon hatten wir auf dem dortigen Sportplatz unser heutiges Ziel erreicht.


das Streckenprofil

die Statistik

Rast bei der Feuerwehr in Böhlen

Rast in Epenhain

Leipzig am Horizont

das DRK auf der Halde Trages

Abstieg von der Halde Trages

Thierbach erreicht

kurz vor dem Ziel