– So gut, dass ich, der Frühaufsteher es verschlafen habe und Jörg mich wecken muss. Na, ich hatte ja auch was nachzuholen wegen der Nacht in Salas!.
Eigentlich hatte ich geplant, dass wir heute bis Borres laufen, trotz des etwas angekratzten Rufes dieser Herberge. Aber wir wollten ursprünglich so nahe wie möglich heran an die Hospitales Route. Das sind nur 16 Kilometer und so lassen wir es geruhsam angehen heute morgen.
Ganz unten das Video zur Etappe !
Der Anstieg hinter Tineo lässt ein schnelles gehen auch gar nicht zu, denn immer wieder müssen wir halten, um den fantastischen Anblick der gerade so aus den Wolken schauenden Stadt zu betrachten.
Die höher steigende Sonne zeichnet Farbspiele auf den unter uns liegenden Nebelbänken und auf den Bergketten am Horizont. Es ist eine Lust hier zu laufen und die Wege kommen uns heute auch gar nicht so steil vor.
Wir sind gut drauf, körperlich geht es uns gut (außer Andrea hat etwas Rückenschmerzen) also wird es auch kein Problem sein, wenn wir schon in Campiello bei Herminia absteigen und die 3 extra Kilometer am Folgetag hinnehmen. Wir hatten uns fest vorgenommen, über die Hospitales Route zu gehen. Da das Wetter nicht gerade stabil ist und so manche Gruselgeschichte von diesem Weg erzählt wird, haben wir einen mächtigen Respekt vor dieser Route. Leider hatte Wetter.com mit seiner 16 Tage Voraussage recht. Und es sollte gerade auf dieser Etappe das schlechteste Wetter der Woche auf uns warten.
Die geschäftstüchtige Herminia stürzt sich förmlich auf uns, als wir ihre Bar betreten. Darauf hatte uns Raimund in seinem Pilgerführer ja schon vorbereitet. Also treten wir erst mal mit etwas Skepsis ihr entgegen. Doch nachdem wir uns den Schlafraum und die sanitären Einrichtungen angesehen haben, steht unser Entschluss fest. Herminia hat übrigens nicht versucht uns Borres schlecht zu reden. Wir erfuhren aber später, dass es dort kein warmes Wasser gab. Wir zahlten pro Kopf 23€ für Unterkunft, Abendessen und Frühstück, was uns vor allem nach dem Abendessen als sehr angemessen erschien. Um unseren Vegetarier hat sich Herminia persönlich gekümmert und auch so machte sie auf mich bei aller Geschäftstüchtigkeit einen sehr netten Eindruck. Die Großraumwaschmaschine teilten wir uns, so dass auch das ein preiswertes Unternehmen war.
Zum Abendessen sitzen wir mit einem sehr lustigen spanischen Ehepaar in unserem Alter am Tisch und haben viel Spaß bei der Unterhaltung mit ihnen. Unter zu Hilfenahme aller Körperteile geht das auch ohne Spanischkenntnisse. Später gibt es dann wieder ein Fläschchen Rotwein mit Philine und Jürgen.
Beim Heimgehen werden wir dann noch Zeuge eines uns unbekannten Spieles. Am Rand eines Feldes von der Größe zweier nebeneinander liegender Handballfelder, stehen hinter einer schräg nach oben einbetonierten Eisenplatte eine Reihe von Holzkegel.
Hinter dem Feld (Wiese) sind Netze gespannt. Nun kommt ein Werfer mit einer Faustgroßen Holzkugel ins Spiel. Mittels einer eigenartigen aber gekonnten Wurftechnik schmettert er im Abstand von etwa 10 Metern diese Kugel auf eine vor der Kegelreihe im Boden eingelassenen Stahlplatte, von der sie abprallt und eine unterschiedliche Anzahl von Kegel durch die Luft wirbelt. Hinten im Feld steht ein Anderer, der die Kugeln zurück rollte und dabei versucht, die restlichen Kegel umzuwerfen. Es gibt eine große Tafel, auf der dann viele Zahlen aufgeschrieben werden. Worum es dabei geht, erschließt sich keinem von uns aus dem Spielverlauf heraus. Und auch die spanischen Mitpilger sehen etwas ratlos aus. Aber probieren müssen es Jörg und der Spanier, der bei uns am Tisch saß trotzdem. Nun sieht man ganz deutlich, dass es dazu viel Übung und Geschick bedarf, denn beide treffen zwar die Stahlplatte aber nicht einen Kegel. Einziges Ergebnis ist eine schmerzende Schulter und ein paar belustigte Einheimische.
Wenn also jemand weiß, wie dieses Spiel heißt und worum es da geht – ich bin sehr gespannt.
Hier das Video zur Etappe (aus lizenzrechtlichen Gründen leider ohne Hintergrundmusik):