Camino Primitivo 13. Tag 18.9.2012 Ponte Ferreira – Melide

1625 Camino PrimitivoDas Aufstehen und die Vorbereitung auf den Weg verlaufen diesmal recht entspannt, da wir uns am Abend schon einig waren, dass der erste, der das Bett verlässt, das Licht einschaltet. Es ist ein Blödsinn in meinen Augen, dass man mit seiner Kopflampe rum funzelt, seine 7 Sachen zusammenrafft, obwohl alle anderen schon längst wach im Bett liegen und sich amüsieren, wie man sich zum x – ten Mal den großen Zeh anstößt. Bisher bin ich immer auf Zustimmung gestoßen, wenn ich dann endlich aus dem Bett gesprungen bin und den Lichtschalter betätigt habe. Machen wir uns doch nichts vor, wach sind doch eh schon fast alle und die, die es noch nicht sind, werden weniger durch das Licht sondern durch die langwierige Rumfunzelei mit Taschen- und Kopflampen gestört.

Heute also nicht! Auch die ausreichende Anzahl von Toiletten in beiden Etagen hat die Situation sichtlich entspannt.

Ganz unten das Video zur Etappe !

Weg hinter Ponte Ferreira

Weg hinter Ponte Ferreira

Ich bin hingerissen, wie umsichtig die Betreiber am Abend waren. Wir hatten aus Versehen unsere Teleskopstöcke vorn im Küchen- und Barbereich vergessen. Dieser ist aber morgens zugeschlossen. Unsere Stöcke hatten sie aber dankenswerter Weise nach draußen gestellt. Sicher waren wir nicht die ersten, denen das passiert ist.

Frühstück gibt es nur aus dem Automaten und besteht aus einer Packung Kekse und einem Kaffee. Auch eine Küche, um sich seinen Kaffee selbst zu brühen sucht man leider vergebens, dies nur als kleine Kritik am Rande.

müder Hund am Wegesrand

müder Hund am Wegesrand

Der erste Streckenabschnitt bis Merlán / As Seixas ist wieder eine kleine Asphaltstraße, auf der nur sehr selten Autos kommen. An der schon erwähnten neuen Bar linker Hand wird schon sauber gemacht. Jörg und ich sind schon ein Stück voraus und wir nehmen an, dass sie nach dem ersten Pilgeransturm erst mal schließen. Welch ein Irrtum, denn sie machen gerade erst auf, wie wir später erfuhren. Wir versäumen eine gute Möglichkeit ein ordentliches Frühstück zu machen. Jörg und ich gehen aber vorbei, weil wir die auf eine Tafel gekritzelten Öffnungszeiten falsch deuten. Es geht steil aufwärts auf einen Bergrücken mit Felsformationen, die man als Orientierungspunkt schon weithin ausmachen kann. Fast oben bemerken wir dann, dass Andrea und Jana nicht nachkommen. Na gut, es ist auch ziemlich steil und vielleicht waren wir wirklich zu schnell. Die Wartezeit verkürzen wir, in dem wir die Brombeerhecken plündern. Quietsch vergnügt kommen die Damen nach über einer halben Stunde nach. Sie hatten im Gegensatz zu uns die Öffnungszeiten richtig gedeutet. Vorteile hat eben der, der richtig lesen kann. So besteht unser heutiges Frühstück nur aus Keksen und Brombeeren.

Bergrücken hinter As Seixas

Bergrücken hinter As Seixas

Der Weg auf dem Kamm des Bergrückens mit den Felsformationen ist von blühendem Ginster und Heide gesäumt. Man sieht auch Spuren eines Brandes. Die Reste größerer Büsche und Bäume stehen verkohlt zwischen der blühenden Umgebung. Etwas bizarr wirkt dieser Anblick. Nach dem Abstieg von dieser Erhebung geht es nach einem kleinen Dorf, sofort wieder nach oben. Entlang einer riesigen Neupflanzung von Nadelbäumen klettern wir bis auf einen mit vielen Windrädern gespickten Bergrücken.

in der Ferne - Melide

in der Ferne – Melide

Von hier an geht es bis nach Melide fast ausschließlich bergab. Schon in der Ferne sehen wir im Sonnenschein die Stadt, an die ich mich von meinem Camino Frances im vorigen Jahr kaum erinnern kann. Ich wusste damals nur noch, dass es ab da nur noch 50 Kilometer waren bis Santiago. Allem Anschein nach war ich schon hier nur noch aufs Ankommen geeicht. Oder lag es daran, dass ich mit einem Magen- Darm Infekt an nichts anderes denken konnte? Na egal, dieses Mal nehme ich mir mehr Zeit um die Stadt anzusehen.

Piknik vor Melide

Picknick vor Melide

Irgendwann geht es dann auch wieder runter von der nun etwas ermüdenden Asphaltstraße und wir schlendern durch einige Dörfer. An einem Abzweig breite ich meine Isomatte aus und wir finden zum Glück doch noch etwas essbares im Rucksack. Der Weg nach Melide ist nun nicht mehr lang und wir liegen gut in der Zeit und sind uns auch sicher, dass wir bei der Vielzahl von Betten auch je eins abbekommen würden.

Der Weg zur Herberge in Melide ist schnell gefunden. Vorher fotografiere ich noch schnell den letzten Monolithen des Camino Primitivo.

Wir kommen unter in der privaten Herberge „O Apalpador“ gleich neben der großen staatlichen Herberge von Melide. Mit 12€ ist diese Herberge definitiv überbezahlt, stellen wir später fest. Wer auf die Idee kam, in eine Herberge eine Stahltreppe einzubauen, den sollte man damit bestrafen, neben dieser denn Rest seines Lebens zu schlafen. Das Ding macht einen Höllen Lärm, wenn man nur in seine Nähe kommt. Besonders sauber ist es auch nicht in der Herberge. Na wenigstens wegwerf –  Laken gibt es. Im Gegensatz zum Primitivo wirkt das hier eben wirklich ei eine Massenabfertigung.

Unser Fazit nach einer kurzen Stadtbesichtigung: Viel hatten wir im Vorjahr nicht verpasst. An einige Straßenzüge kann ich mich dann noch erinnern. Und da ist es, was ich schon zuvor befürchtete, man beginnt zu vergleichen. Das schreckt mich etwas davon ab, den Frances noch einmal zu gehen. Vielleicht später, wenn ich dann ganz verkalkt bin…

Es schmeckt besser als es aussieht - Pulpo

Es schmeckt besser als es aussieht – Pulpo

Natürlich treffen wir in der Stadt auf Jürgen und später auch auf Philine. Wir verabreden uns nach einem längeren Plausch in einer Bar an dem wohl meist befahrenen Kreisverkehr der Stadt zum Pulpo essen. Ganz wohl ist mir bei diesem Gedanken nicht. Ich hatte die Dinger schon in Santiago im Schaufenster liegen sehen und etwas ekelig sah das schon aus. Ich hatte mir aber fest vorgenommen, es diesmal zu probieren. „Das gehört dazu!“ sagt Jürgen. Und „hier bekommst Du sie noch zu normalen Preisen“. Die kultigste Möglichkeit Pulpo zu essen, ist wohl die volkstümliche Pulperia Ezequiel in der Avenida de Lugo. Hauptgericht ist neben Caldo Galego, der galicischen Gemüsesuppe, Pulpo a feira zusammen mit Weißbrot und Weißwein. Der Krake wird in heißem Wasser gegart, im richtigen Augenblick herausgenommen (sonst wird es Gummi), mit einer Schere in Stücke geschnitten, mit Olivenöl übergossen, mit einer Paprika Würzmischung überstreut und auf einem runden Holzbrett mit Spießen serviert.

Soweit die Theorie….

In der Praxis will ich wegen des sehr strengen Fischgeruches den riesigen Raum sofort wieder verlassen. Jürgen legt sich aber so ins Zeug für diesen Pulpo, dass die Neugier dann doch siegt. Man, die müssen hier mit ganzen Fußballmannschaften rechnen, so viele Tische gibt es hier. Zunächst ist nur eine Reihe locker besetzt und ich sehe schon diesen entsetzlichen Anblick der zerschnippelten Fangarme auf dem Nachbartisch. „Wir bestellen erst mal zwei Portionen und jeder kann es probieren, ob es ihm schmeckt.“ Der Vorschlag von Jürgen klingt erst mal gut, nur dass die bestellten Portionen aus Versehen eigentlich für zwei Personen gedacht sind.

nicht Jedermanns Sache

nicht Jedermanns Sache

Vergessen was es ist, Augen zu und rein!

Naa? „Schmeckt gar nicht schlecht.“ Antworte ich auf Jürgens Frage. Und richtig, mit der Würzmischung war das richtig gut und selbst Andrea, die gar nicht für sowas ist, langt zu. Aber dass ich das öfter brauche, kann ich nicht unbedingt behaupten. Na die Geschmäcker sind eben verschieden. Wenn der Pulpo noch heiß ist, schmeckt er richtig gut. Nur es ist eben viel zu viel und so kühlten die Stücke schnell ab und dann wird das Zeug immer mehr in meinem Mund und die Kehle schnürt sich langsam zu. Kurzum mir wird gerade etwas schlecht. Vielleicht auch die wiederkehrenden Bilder und durch das Bewusstsein, was das mal im Urzustand war und wie es aussah. Ein riesiger Topf mit diesen Tieren wird gerade an mir vorbei getragen. Da hätte ich nicht reinschauen sollen, denn von nun an bekomme ich keinen Bissen mehr runter. Deshalb mein Rat: Bestellt euch kleine Portionen, damit ihr den Pulpo heiß essen könnt, dann kann man ihn fast als Delikatesse bezeichnen und dann ganz wichtig – Schaut nicht in den Topf!

Hier das Video zur Etappe (aus lizenzrechtlichen Gründen leider ohne Hintergrundmusik):

 

 

 

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