Camino Primitivo 12. Tag 17.9.2012 Lugo – Ponte Ferreira

1462 Camino Primitivo

Man kann es drehen wie man will, einen Dreißiger hat man auf der Süd – Route von Lugo nach Melide in jedem Fall. Entweder man übernachtet in San Roman und geht heute nur 20 Kilometer oder man geht die dreißig bis Ponte Ferreira. Da ich schon viel Gutes von der neuen privaten Herberge in Ponte Ferreira gehört habe und wir Jana die 30 Kilometer von San Roman bis Melide übermorgen nicht zumuten wollen, entschließen wir uns heute, nach Ponte Ferreira zu gehen, so wie es mein ausgearbeiteter Etappenplan auch vorsah. Die meisten der Pilger, die in Lugo übernachten, wählen übrigens die Süd – Variante, sollen doch auf der Nord – Route zum Camino del Norte immer wieder die Wegzeichen entfernt worden sein. Bestätigen konnte mir das niemand. Solche Aktionen sind bei Alternativrouten meist wirtschaftlich motiviert. Man will ja niemandem was unterstellen aber auf so einem wenig begangenen Weg wie dem Camino Primitivo, ist es in manchen Zeiten sicher schwierig, kostendeckend zu arbeiten. Die staatlichen Herbergen sind eh ein Zuschuss – Geschäft für die Kommunen. Da kann man sich schon vorstellen, dass da so manche nicht ganz saubere Aktion gestartet wird, um sein Geschäft in Schwung zu halten. Es gibt auf der Süd – Route in San Roman und in Ponte Ferreira neue private Herbergen und in Merlán / As Seixas ein neues großes Anwesen am Weg, auf dem noch mächtig gewerkelt wird und in dem sich bereits eine Bar befindet. Möglich, dass hier zukünftig auch Betten angeboten werden. Da wird die Konkurrenz langsam zu groß für die relativ wenigen Pilger.

Ganz unten das Video zur Etappe !

Doch zurück zum Weg:

Aufbruch zur nächsten Etappe

Aufbruch zur nächsten Etappe

Wir durchstreifen nach dem Frühstück in einer bereits geöffneten Bar in der Dunkelheit Lugo und verlassen die Stadt über eine der Brücken über den Rio Miño. Während des Aufstieges aus dem Flusstal geht hinter uns die Sonne blutrot auf. Wir wandern anschließend durch die ländlichen Außenbezirke von Lugo, die ich hier mal als „Speckgürtel“ bezeichnen will. Denn alles was genügend Geld hat und nicht in der belebten und hektischen Stadt wohnen will, hat sich hier ein Domizil geleistet. Und was da für kleine Paläste stehen!

Natursessel in einer Bar in Burgo

Natursessel in einer Bar in Burgo

In Burgo, etwa 200 Meter rechts vom Weg finden wir dann eine Bar, in der wir uns stärken können. Bemerkenswert waren hier die Möbel auf der Terrasse. Die Stühle sind aus ganzen Baumstämmen gesägt und so alt, dass sie schon Moos angesetzt haben. Der Efeu rankt sich an ihnen empor und kriecht in jede Holzspalte. Diese Sessel sind tauglich als ein „Herr der Ringe“ Filmrequisit. Weiter geht es dann fast ausschließlich auf schmalen unbelebten Asphaltstraßen. In San Roman sollte man sich noch einmal in der am Weg gelegenen Bar stärken, bevor man den letzten Aufstieg des Tages hinter sich bringt. Also machen wir noch mal Pause und sitzen draußen auf den allseits beliebten Plastestühlen auf einer Wiese. Wie sind beileibe nicht mehr einsam. Hinter Lugo ist es noch betriebsamer geworden. Nach dem letzten langen Anstieg geht es erst steil, dann leicht bergab bis man Ferreira erreicht.

Pilgersiesta

Pilgersiesta

Hier wird man unvermittelt nach links geleitet und macht einen Umweg von etwa einem Kilometer, um sich das berühmteste Bauwerk von Ponte Ferreira anzusehen, die Ponte Romanum, eine völlig unspektakuläre Brücke aus der Römerzeit. Ich hätte sie sicher übersehen, wenn es nicht im Pilgerführer gestanden hätte. Wer also schon etwas erschöpft ist, kann hier auch auf der Straße bleiben, auf die man eh wieder trifft, wenn man seinen kleinen Abstecher beendet hat. An diesem Abstecher liegt auch die hiesige Pension, die laut Jürgens Aussage einen sehr guten Eindruck auf ihn gemacht hat.

Ponte Ferreira historische römische Brücke

Ponte Ferreira historische römische Brücke

Wir sind aber auch sehr erfreut über den Anblick der nagelneuen Herberge „O Carballal“ und die freundliche Begrüßung des jungen Betreiberpaares. In einem alten Bauernhaus haben sie hier etwas geschaffen, wo man sich auf Anhieb wohl fühlt. In die rustikale Struktur des Hauses wurden gekonnt die notwendigen funktionellen Elemente integriert. So schauen riesige knorrige Deckenbalken aus den Zimmerdecken oder es sind einzelne Natursteinwände als Blickfang ohne Putz belassen worden. Alles ist dazu noch liebevoll eingerichtet und dekoriert. Im Speiseraum, der früher sicher der Speicher war, hängen alte bäuerliche Handwerksgeräte an den unverputzten Wänden. Oben drüber thront ein Dachstuhl, der mit viel handwerklichem Geschick aus unbearbeiteten, gewachsenen Holzstämmen gezimmert wurde. Es wäre schade, wenn der durch eine langweilige abgehängte Decke verdeckt worden wäre.

neue private Herberge in Ponte Ferreira

neue private Herberge in Ponte Ferreira

Draußen gibt es neben einem restaurierten Horreo auch einen alten Bauernwagen auf dem sauber betonierten Platz. Seine strapazierten Füße kann man in einem künstlich angelegten stufenförmigen Bachlauf entlang der Außenmauer in eiskaltem Wasser kühlen, wovon gerade auch reger Gebrauch gemacht wird. Abends wird dann ein Pilgermenü gereicht. Ein spanischer Pilger bietet uns noch etwas Gitarrenmusik dar, nachdem der Hospitalero einfach in die Runde fragt, ob denn jemand Gitarre spielen könne. Es ist ein sehr stimmungsvoller Abend.

gemeinsames Abendessen

gemeinsames Abendessen

Das Essen ist ebenfalls vorzüglich und nach diesem gelungenen und runden Tagesabschluss gehen alle froh gelaunt ins Bett. Sicher beschäftigte heute Abend viele der Gedanke, dass eine solche schöne Atmosphäre ab morgen nicht mehr so leicht reproduzierbar ist. Denn wir treffen morgen in Melide auf den Camino Frances und damit auf die gen Santiago ziehenden Pilgerscharen. Morgen ist gehen wir den letzten Tag auf dem Camino Primitivo. Es sollte jedoch nicht ganz so schlimm werden, wie befürchtet.

 

 

Hier das Video zur Etappe (aus lizenzrechtlichen Gründen leider ohne Hintergrundmusik):

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