Trotzdem verbringen wir in Salceda eine ruhige und erholsame Nacht. Am Morgen gibt es dann noch für 3 € ein Frühstück mit Kaffee, Tost und Saft. Bei Sonnenaufgang wandern wir los.
Dieses Mal bleibt Jürgen bei uns, musste sein Tempo also etwas drosseln. Philine haben wir seit gestern nicht mehr gesehen. Sie hat noch viel Zeit für ihren Weg und ist hinter Melide schon in Ribadiso abgestiegen. Für den 21. haben wir uns aber um 19 Uhr vor dem Westportal der Kathedrale in Santiago verabredet. Sicher werden wir uns eher treffen in der Stadt, so unserer aller Meinung.
Ganz unten das Video zur Etappe !
Auf dem heutigen Weg begleitet uns erneut der strahlend blaue Himmel Galiciens und so können wir Dörfer und Gegenden sehen, die wir bisher nur unter einem Regenschleier kannten. Macht doch gleich einen ganz anderen Eindruck das Ganze. Im Vorjahr hatte man uns in der Meseta Galicien als wunderschön angepriesen. Was wir aber dann größtenteils sahen, waren nach Kuhfladen stinkende, verschlammte Dörfer und nass triefende Wälder, Weiden und Wege.
Was dieses heutige Wetter doch ausmacht für einen positiven Gesamteindruck!
Vor Santa Irene lassen wir uns auf der Terrasse einer Bar die Sonne auf den Bauch scheinen, bevor wir an Pedrouzo vorbei den letzten größeren Anstieg vor dem Flughafen Santiago bewältigen. Ein Gruppenfoto mit Selbstauslöser neben dem Steinrelief am Kreisverkehr und schon haben wir Lavacolla erreicht, wo Jürgen uns mit ein paar Bier und Kaffee verabschiedet, bevor er in seinem Hotel verschwindet.
Die restlichen Kilometer bis zum Monte do Gozo ziehen sich mit Bier im Bauch wieder mächtig in die Länge. Jörg will auf dem Berg ein Einzelzimmer, um sich mal ruhig auszuschlafen. Seine Erkältung wird immer schlimmer und er hustet nachts heftig. Ob ihm ein Einzelzimmer bei dem Husten da wirklich hilft mal durch zu schlafen, bezweifelte ich allerdings. Vorbei am immer noch vor sich hin rostenden Denkmal auf dem Berg, gehen wir gleich zur Herberge, vor der ein entsetzlich hässlicher Hund mit raushängender Zunge seine Siesta ausschläft. Alles scheint heute hier wie in Zeitlupe abzulaufen. Die Herberge ist erst zu einem Viertel gefüllt und es wurden später auch nicht viel mehr Pilger.
Nach dem Duschen und der Wäsche (wir wollten doch sauber und wohlriechend in Santiago einziehen und der historische Waschplatz in Lavacolla erschien uns dann dafür doch ungeeignet zu sein) treffen wir uns mit Jörg, der auch ein nettes Zimmer in einer der Baracken bekommen hat.
Für den Abend haben wir uns was Besonderes ausgedacht. Neben dem Hotelkomplex stehen auf einer Anhöhe zwei Bronzepilger. Und dort wollen wir ein Picknick machen und dem Sonnenuntergang über Santiago zusehen. Also gehen Jörg und ich noch mal in den Ort zurück, um Käse, Wurst, Brot, Wein und Bier zu kaufen. Zwei davon trinken wir dann gleich vor Ort und anschließend machen wir uns auf den Weg zum Denkmal. Schade, dass sich dort, wo sich im vorigen Jahr noch die Statuen befanden, diesmal nur ein Baugerüst steht. Nun gut, die Pilgerstatuen waren schon recht mitgenommen und einem fehlte schon der halbe Pilgerstab. Da war eine Restauration an der Zeit.
Wir setzen uns auf die Wiese und breiten unser Essen und Trinken aus. Die Sonne spielt auch mit und zaubert einen herrlichen Sonnenuntergang an der Abendhimmel hinter der Silhouette der Stadt. In der Cafeteria des Hotelkomplexes gibt dann Jörg noch einen aus, weil er im Lotto fast 200€ gewonnen hatte. Hartmut aus Greifswald ist auch da und wir reden noch lang, bevor wir in der Herberge verschwinden.
Die restlichen vier Betten im Zimmer sind nun auch vergeben. Die Herberge erscheint mir trotzdem wesentlich leerer als im Vorjahr. Auch da hatten wir auf dem Monte do Gozo übernachtet und waren verwundert über den schlechten Ruf der dieser „Pilgerverwahranstalt“ vorauseilte, konnten diesen aber nicht bestätigen. Wir haben wie damals auch in diesem Jahr vor, viel Zeit in Santiago zur Verfügung zu haben, auch in Anbetracht des viel schöneren Wetters.
Hier das Video zur Etappe (aus Lizenz – rechtlichen Gründen leider ohne Hintergrundmusik):