unser erstes Nachtlager
Man hätte Seekrank werden können bei diesem Geschaukel in diesem Bett. Es ist 7 Uhr, Zeit aufzustehen. Draußen dämmert es und um 8 Uhr treffen wir uns mit Jürgen. Da wir nicht in Porto los gehen, ist die Strecke bis Vila do Conde für den ersten Tag mit etwa 24 Kilometern machbar. Wären wir an der Kathedrale los gelaufen, wie ich es mal ursprünglich geplant hatte, müssten wir heute bereits in Lavra auf dem Campingplatz Orbitur übernachten, damit wir uns am ersten Tag nicht gleich übernehmen. Dort werden zu pilgerfreundlichen Preisen nette kleine Bungalows vermietet. Ich hatte bereits im Mai per Mail dort angefragt, jedoch keine Antwort erhalten. War wohl doch noch zu lange hin. Sonst wird jedoch berichtet, dass das eigentlich klappt mit der Vorbestellung. Nun bin ich ganz froh, diese Variante gewählt zu haben, da wir so am Ende der Reise noch zwei Tage Zeit haben, uns Porto anzusehen. Das sehen wir heute nur aus der Ferne. In 11 Tagen wollen wir in Santiago sein. Dort habe ich für uns zwei bereits eine Unterkunft gebucht. Diese Stadt ist trubelig genug. Da muss man seine Zeit nicht auch noch mit der Bettensuche vergeuden. Zudem die ganz schön teuer werden können, wenn man spät am Tag dort ankommt. Bereits einen Tag später geht es dann zunächst auf bekannten Wegen in Richtung Muxia. Drei Tage habe ich für diese Strecke geplant. Ja… ich weiß ja, zu viel Planung verdirbt etwas die Stimmung auf dem Camino. Aber der Flieger wartet nun mal nicht und ich komme schwer aus meiner Haut.
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das Frühstück ist bereitet
Doch noch sind wir am Anfang. Und da will ich noch nicht so viel an das Ende des Weges denken. Im Preis inbegriffen ist hier im Hostal das Frühstück. Bei 17 Euro pro Person erwarte ich da nicht all zuviel. Doch als ich unten in die Küche komme, bin ich wirklich erstaunt. Alles da, was man braucht am Morgen. Der junge Mann, der uns gestern empfangen hat, kommt gerade mit frischen Brötchen. Ich habe bereits einen Kaffee mit Hilfe unserer mitgebrachten Instant – Tütchen aufgegossen, als ich bald bemerke, dass da bereits Thermoskannen mit frisch aufgebrühtem richtigen Kaffee auf dem Tisch stehen. Ich folge erst mal Andrea, die mit meinem Instantkaffee und ihrer Morgenzigarette auf den Hof verschwindet. Nun ja, der Hof macht nicht all zuviel her. Spartanisch ist wohl das netteste Wort, was ihn beschreiben könnte.
der “nette” Hinterhof
Doch ich will nicht meckern, schließlich habe ich für wenig Geld hier ein ordentliches Obdach bekommen. Am Frühstückstisch gesellen sich noch zwei Damen zu uns, die allem Anschein nach auch Pilger sind. Das Outfit hat sie verraten. Am Anfang eines Camino ist man noch etwas scheu im Umgang mit “Fremden”. Hat man aber erst ein paar Kilometer weg, wird hemmungslos jeder angequatscht. Und wenn es nur das in Portugal übliche “Bom Caminho” ist, was man ihnen entgegen ruft. Man nimmt einander wahr und ist meist froh über jede Begegnung mit Gleichgesinnten. Verschweigen will ich jedoch nicht, dass es hier, wie auch im restlichen Leben eben auch Leute gibt, denen man gern davon laufen will. Leider haben auf dem Camino diese unangenehmen Zeitgenossen meist das gleiche Ziel und man trifft sie immer wieder. Das ist aber wirklich die absolute Ausnahme. das Dilemma ist, sie fallen besonders auf. Nun ja, es ist ein freies weites Land und wer solche Leute abschütteln will, muss halt schneller oder langsamer laufen. Hier auf diesem Abschnitt des Caminho Portugues bis zur spanischen Grenze, sollte es jedoch eher ruhig zu gehen – so dachte ich bisher jedenfalls. Die Wirklichkeit werde ich mir in den nächsten Tagen selbst ansehen.
Doch noch habe ich keinen Schritt getan und stopfe mir mit den frischen Brötchen den Magen voll. Dann kommt doch noch ein Gespräch mit den beiden Damen auf, die hier ebenfalls ihren Weg beginnen. Wir werden sie aber auf unserem gesamten Weg nie wieder zu Gesicht bekommen.
Paróquia de São Mamede de Perafita
Es geht auf 8 Uhr zu und ich schaue mal vor die Tür, ob von Jürgen schon was zu sehen ist. Ha…deutsche Pünktlichkeit – ich erkenne ihn bereits von Weitem an seinen großen Schritten und seinem Schlapphut. Und außerdem – wer sollte hier um diese Zeit in dieser Gegend und vor allem in diesem Outfit unterwegs sein. Seine Treckingstöcke schlurfen etwas hinter ihm her. Genau so wie ich es über Tage auf dem Primitivo beobachtet habe – ja, das ist Jürgen. Das ist so seine Art zu gehen. Wir begrüßen uns freudig und ich hole Andrea und Jörg nach draußen. Am Tresen bekommen wir unseren ersten Stempel in den Pilgerpass. Schnell haben wir die Rucksäcke auf dem Rücken und stiefeln los. Die Beine gehen noch etwas schwer nach der Nacht. Auf dem Handy habe ich die Beschreibung des kürzesten Weges zur Küste und damit zum Caminho Portugues da Costa gespeichert. Ich nutze die App Alpine Queset auf meinem Smartphone und habe bereits zu Hause einen Track gezeichnet, dem wir nun folgen. Den Weg bis zum Flughafen kennen wir ja schon. Trotzdem sieht es bei Tageslicht eben doch alles ganz anders aus. Vor allem der Straßenverkehr, der bereits in der Nacht in Anbetracht der späten Stunde recht heftig war, hat sich deutlich verdichtet. Unablässig sausen Autos mit einer Wahnsinns Geschwindigkeit an uns vorbei. Sind wir hier denn nicht im Ort?, frage ich mich zum ersten, jedoch leider nicht zum letzten Mal. Jürgen hat uns schon vorbereitet. Er war bereits mehrfach in Portugal unterwegs und hat für die portugiesischen Autofahrer nur ein Wort: wahnsinnig! So in sich gekehrt und etwas schwermütig die meisten Portugiesen üblicherweise erscheinen, im Auto erfahren die meisten eine seltsame Verwandlung.
Der Weg am Flugplatzgelände entlang erweist sich als erste Prüfung unserer Motivation. Der kaum vorhandene Fußweg ist mit parkenden PKW verstellt. Die meiste Zeit laufen wir auf der Straße, wo man Gefahr läuft, von einem der vorbei sausenden Autos erfasst zu werden. Da geht es manchmal ziemlich knapp zu. Zum Glück wird der Verkehr so dicht, dass er sich etwas staut und alle etwas langsamer fahren müssen. So schlängeln wir uns zwischen parkenden Autos oder hinter Leitplanken auf überwucherten (es widerstrebt mir hier das Wort “Wegen” hin zu schreiben!) dem Atlantik entgegen. Endlich können wir nach rechts abbiegen, weg von dieser Hauptstraße. Die Straßen werden viel schmaler und auch wesentlich ruhiger. Rechts und links von uns ducken sich kleine, oft mit Kacheln verkleidete niedrige Wohnhäuser. Vor uns am Ende der geraden Straße taucht ein dunkler Streifen am Horizont auf – ja, das muss das Meer sein. Es ist kaum zu erkennen im Morgendunst. Aber man riecht es bereits.
auf dem Holzweg
Und schon stehen wir auf den Holzplanken eines Uferweges nahe der Ortschaft Perafita an der Praia do Paraiso. Die haben sich hier aber richtig Mühe gegeben mit dieser Promenade. Eine Art Reling I—–I—–I—–I—–I—–I : Holzsäulen, die mit einem dicken Tau verbunden sind, verhindern dass man aus Versehen runter fällt von diesem Weg, der auf Stelzen über dem Strand schwebt. Auf einer der Bänke machen wir eine kurze Rast und ein paar Fotos, bevor wir unseren Weg nach Norden einschlagen. Hinter uns sehen wir die Schlote einer Raffinerie. An der muss man vorbei, wenn man in Porto los geht. Da sollte man lieber nach links auf das Meer schauen.
Blick nach Süden
Von hier hat der Anblick aber irgend was. Die Schornsteine recken sich aus dem Dunst einem interessanten Himmel entgegen. Die Sicht ist wirklich ziemlich eingeschränkt. Ein Nebel liegt über der See, obwohl aus Richtung Nordwest eine steife Briese hohe Wellenberge in Richtung Strand treibt. Nach Norden schließt sich eine Neubausiedlung an, die jedoch schnell passiert ist. Und schon stehen wir wieder auf den Holzplanken des Uferweges. Läuft sich gar nicht schlecht. Die Bretter geben sanft nach und federn leicht. Jetzt sehe ich auch, dass der Weg sogar beleuchtet zu sein scheint. Auf einer Seite sind die Säulen eingekerbt und an er Oberseite sind LED Lampen eingelassen. Das sieht sicher interessant aus bei Dunkelheit. Irre, was die hier für einen Aufwand betreiben.
Obelisco da Memoriam
Vorbei an der Neubausiedlung von Facho, wo der Holzweg für kurze Zeit einer Asphaltstraße weicht, sehen wir schon von Weitem den Obelisco da Memoriam. Jürgen übersetzt uns die Infotafel, die an dem Denkmal steht. In Kurzform: Es geht um den portugiesischen Bürgerkrieg von 1828 bis 1834. Hier in der Nähe landeten von den Azoren kommend, die liberalen Truppen unter Pedro de Alcântara Francisco kurz Dom Pedro dem IV, der bereits Brasilien als Kaiser die Unabhängigkeit brachte. Sein Bruder Miguel unterstützte dagegen die absolutistische Regierung von Portugal, die verhindern wollte, dass auch hier wie in Brasilien eine Verfassung ausgerufen wird. Er belagerte Porto zwei Jahre lang, worunter die Stadt sehr litt. Dom Pedro siegte jedoch nach langen blutigen Kämpfen und wurde zum Volkshelden. Er zog nach Lissabon, wurde dort Regent unter der Königin Maria der II. Sein Bruder Miguel kapitulierte 1834 und ging ins österreichische Exil.
Mensch – auf so nem Pilgerweg lernt man was. Von einem Bürgerkrieg in Portugal hatte ich bis dahin nichts gewusst und erst recht nicht, dass es da um zwei einflussreiche Brüder ging..
die interessante Strandflora
die interessante Strandflora
Der Strand hier ist sehr breit und bewachsen mit allerlei für mich exotischen Pflanzen. Diese haben derbe, mit Dornen besetzte Blätter und es ist gut, dass nicht jeder drauf rum latschen kann. Der unendlich lange Holzweg schützt den Strand und die Pflanzen, die wegen der Stürme, die hier in den Wintermonaten oft toben, eh schon stark gebeutelt sind. Manche Abschnitte sind sogar mit Lattenzäunen zusätzlich geschützt. Das verhindert auch, das der Wind den Sand weg trägt.
die Saison ist vorbei
Mit Baden ist nichts mehr. Die Saison ist vorbei. Wir wandern auf gähnend leeren Stränden, an denen hier und da noch ein vereinzelter Rettungsschwimmer unter seinem Schirm sitzt und in den Tag hinein döst. Der Weg ist immer noch recht belebt. Meist sind es Jogger, aber auch Spaziergänger, die uns begegnen. Es fiel uns bereits auf Madeira auf, welches ja auch zu Portugal gehört – die Portugiesen joggen gern. Und da sieht man schöne und auch weniger schöne Körper. Die einen lächeln beim Laufen und die anderen schwitzen und schauen gequält aus. Ich komme auch langsam ins schwitzen. Je länger der Tag wird, um so mehr lichtet sich der Dunst und die Sonne hat freien Zugang zu meinem Nischel (sächsisch für Kopf).
einsame Strände
Alte Pilgerweisheit: Nutze die Gelegenheit, du weißt nicht, ob du noch eine bekommst. Und zurück geht man ungern auf einem langen Camino. Die angekündigte Gelegenheit präsentiert sich als eine kleine Strandbar, die im flachen Gelände schon weithin zu sehen ist. Für Andrea kommt sie auch recht gelegen. Sie ist eine echte sächsische Kaffeetante. Das Wetter wird immer besser und so fläzen wir faul in der Sonne auf der großen Terrasse der Bar. Eigentlich hätte ich hier sitzen bleiben wollen. Die ersten Tage sind besonders schlimm, besonders wenn man so untrainiert ist wie ich. Bereits jetzt, nach den paar Kilometern schmerzt mein Rücken und ein altes Leiden, welches ich nicht so recht deuten kann, bricht wieder los. Unter dem rechten Rippenbogen gibt es eine Stelle, die man kaum anfassen kann und die entsetzlich sticht beim Laufen. Einziger Trost – nach ein paar Tagen ist es immer weg. Ich bin mir sicher, ich bin einfach zu fett. Da reibt was und das ärgert irgend einen Nerv. Es nutzt nichts, oder wie wir sagen: “Nützd ja nüschd!” So kommen wir nicht voran. Wir müssen weiter. Doch auf dem anschließenden Abschnitt bis nach Vilar do Conde muss ich immer öfter ne kurze Pause machen, weil die Schmerzen immer schlimmer werden. Doch mein Gejammer will hier sicher niemand hören. Die anderen müssen immer wieder auf mich warten, was mir etwas peinlich ist.
auf der Holzbrücke bei Lavra
Fischeridylle
Bei Lavra führt der Weg über eine sehr schöne neue Holzbrücke. Hier zweigt der Weg zum Zeltplatz Orbitur – Angreiras ab. Ich denke an Anne Chantal, eine Pilgerin die im Rollstuhl sitzt und sehr aktiv in der Facebook Gruppe Caminho Português ist. Sie weiß irgendwie alles über diesen Weg und hat ihn selbst beschildert. Überall (auch hier) findet man ihre Aufkleber mit einem QR Code, durch den man online mit seinem Smartphone Informationen abrufen kann. Falls also jemand Fragen zum CP hat, ist diese Facebook Gruppe und Anne Chantal die erste Anlaufstelle.
Aussicht vom Hügel kurz vor Vila Cha
Wir biegen hier nicht ab, wir laufen weiter auf den Holzplanken einem weiteren Fischerort entgegen. Gerade erst in Lavra sind wir mitten durch das geschäftige Treiben der Fischer zwischen ihren bunten Booten hindurch gegangen. In einer langen Reihe liegen die Boote auf dem Strand und dazwischen bunte Bojen, Netze und Reusen. Kurz vor Vila Cha gibt es ein paar Treppen hinauf auf einen kleinen Hügel und vor dem Hügel führen diese hinab zum Strand. Das nutzen wir natürlich, um eine kleine Rast einzulegen. Es ist Ebbe und überall auf den Steinen sieht man Muschelbänke.
Ich lasse mich auf einem der Steine nieder. Andrea zieht die Schuhe aus und schon watet sie durch die Gischt. Na und es kommt, wie es kommen muss: Eine Welle ist dann doch etwas größer, als gedacht. Gerade noch rechtzeitig rennt sie vor ihr davon, sonst hätte sie wohl ein Vollbad genommen, was bei den Wassertemperaturen sicher nicht sehr angenehm gewesen wäre. Wieder oben auf dem Hügel steht dort ein geodätischer Punkt. Man sieht oft diese Obelisken, die ein wenig an Pagoden erinnern.
hinauf auf den Hügel
Von hier hat man eine herrliche Aussicht auf den zurück gelegten Weg und nach Norden in Richtung Vila Cha und Vila do Conde über die weißen breiten Strände. Weit ist es ja nicht mehr.
Vor Vila Cha muss man sich entscheiden, welche Variante man nimmt. Es gibt eine, die weiter direkt am Wasser entlang führt und eine durch den Ort. Letztere sollte man wählen, wenn es stürmisch ist. Da das direkt am Meer doch recht beschwerlich werden könnte. Wir entscheiden uns bei diesem Wetter heute für die Strand – Variante, auch wenn wir dann trotzdem einige Zeit direkt durch den Ort gehen. Hinter Vila Cha hat man inzwischen ebenfalls neue Holzwege gebaut, die jedoch hinter einer großen Düne durch ein Vogelschutzgebiet verlaufen. Es wäre also auch bei Sturm hier sicher.
Mosterio Santa Clara
Kurz vor Vila do Conde schwenkt der Weg dann nach Osten und man überquert am Stadteingang den Rio Ave über eine lange Brücke. Der Blickfang hier ist das Mosteiro de Santa Clara, ein ehemaliges Karmelitinnenkloster, welches bereits 1318 gestiftet wurde. Hinter dem imposanten Bau, für uns noch nicht sichtbar, befindet sich aber die berühmteste Sehenswürdigkeit der Stadt, ein recht gut erhaltenes Aquädukt. Da die Stadt von den Römern gegründet wurde, könnte man auf die Idee kommen, dass sie es waren, die es konstruiert haben. Doch so alt ist es wirklich nicht. Die 7 Kilometer lange, auf 999 Bögen ruhende Wasserleitung stammt aus dem 18. Jahrhundert, wurde also lange nach den Römern von 1705 bis 1714 zur Wasserversorgung des Konvents gebaut.
Ehe wir die Stadt besichtigen, steuern wir jedoch erst mal auf eine der vielen Bars zu, die hier am Rande einer großen gepflegten Grünanlage ihren Freisitz haben. Mir ist nach einem grande Cerveja und Andrea will doch sicher einen café com leite trinken. Jörg und Jürgen halten sich auch lieber an den Gerstensaft. Ich schaue nicht mehr auf die Uhr. Unsere Unterkunft nehmen wir im
Residecial Princesa do Ave, einem kleinen einfachen Hotel in Zentrumsnähe. Das habe ich für uns vier ebenfalls bereits von zu Hause aus gebucht, da es hier in Vila do Conde (damals noch!!) keine Pilgerherberge gibt.
Igreja Matriz de São João Baptista (im Hintergrund das Aquädukt)
Auf dem Weg zum Hotel kommen wir an der Pfarrkirche Igreja Matriz de São João Baptista (St. Johannes der Täufer) vorbei und sehen, dass das Portal offen steht. Die Gelegenheit gilt es zu nutzen. Und schon stehen wir in der prunkvollen Kirche mit der schönen Holzdecke. Hier lassen wir unseren Credencial stempeln. Dann wenden uns wieder nach draußen und sehen uns auf dem Vorplatz den Schandpfahl, der als gedrehte Steinsäule auf einem Treppenpodest steht und eine kleine Kapelle, deren Fassade mit
Azuleijos, den berühmten portugiesischen Keramikfliesen verziert ist an.
Ein paar Fotos und schon geht es weiter zum Hotel. An diesem laufen wir erst mal vorbei, weil es als solches erst mal nicht auf den ersten Blick zu erkennen ist. Das muss jedoch nichts negatives sein. Denn drinnen sieht es recht gediegen aus. Wir werden sehr herzlich an der Rezeption empfangen. Man erwartete uns schon. Nach den Formalitäten werden wir auf die Zimmer begleitet und ich muss sagen, für 18 Euro die Nacht: hervorragend. Wir verabreden uns zu einem Abendspaziergang, auf dem wir sicher auch etwas zum Essen finden werden und verschwinden in den geräumigen Zimmern. Wieder unten im Foyer unterhalte ich mich noch etwas mit der Dame an der Rezeption, die sehr gut deutsch spricht. In ihrem Haus übernachten sehr oft Pilger aus Deutschland. Ich kann die Unterkunft ebenfalls mit gutem Gewissen wärmstens empfehlen.
Abendstimmung am Meer
Am Abend gehen wir etwas am Meer entlang, denn morgen ist Schluss damit. Das sehen wir erst in Muxia wieder. Denn morgen geht es ins Landesinnere auf den Zentralweg. Der Spaziergang weitet sich etwas aus, da wir die Entfernungen ein bisschen unterschätzt haben. Überall hier an der Promenade laufen sich wieder die Jogger die Pfunde von den Rippen. Die See ist sehr aufgewühlt und die Strandbarbesitzer bringen ihr Mobiliar in Sicherheit. Das war´s dann wohl endgültig mit der Sommersaison. Für die Nacht hat man Sturm angesagt und für morgen den ganzen Tag starken Regen. Und das alles nur wegen mir! Denn ich habe die ganze Zeit schon geunkt, meint Andrea. Aber wir müssen es eh nehmen, wie es kommt. Ändern können wir es eh nicht – nützd doch müschd!
Kastell am Rio Ave
Kogge am Rio Ave
Endlich wieder am Rio Ave gehen wir an einem Kastell vorbei, welches aber auf den Internetseiten der Stadt wenig Bewertung findet. Solche Kastelle sind hier in Portugal Massenware. Die gibt es von Port Sagres´ bis Valenca vor jeder Stadt. Und so wundert es nicht, dass kaum jemand Interesse daran findet. Hier in dieses hat man sogar ein Restaurant rein gebaut. Wir gehen durch ein eher unschönes Gebiet am Rio Ave entlang zurück zum Zentrum, wo wir ein etwas merkwürdiges Denkmal betrachten, das als Skisprungschanze Verwendung finden könnte. Ein paar hundert Meter weiter liegt da plötzlich ein altes Segelschiff im Hafen, ebenfalls ein Restaurant. Wir wollen nicht weiter suchen und finden uns genau dort wieder, wo wir auch schon am Nachmittag gesessen haben. Ich weiß nicht mehr, was die anderen bestellt haben. Ich hatte jedenfalls Calamares. Und die waren richtig gut. Spät am Abend (wir müssen ja nicht 22 Uhr in der Herberge sein!) gesellen sich dann noch zwei Holländer zu uns, die wir bereits heute auf dem Holzweg trafen. Die beiden, wie auch alle folgenden Holländer, die wir auf diesem Weg noch treffen sollten, das kann ich jetzt sagen, da ich wieder zu Hause bin, waren durch die Bank sehr lustig und nett. Ich mag dieses Völkchen mit den gelben Nummernschildern.
Morgen wird ein schwerer Tag, zumindest wegen des Wetters. Es sind rund 26 Kilometer bis Barcelos. Und der Weg soll auch nicht besonders erbaulich sein. Na schauen wir mal…
Bis morgen!
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