Der Kerryway 1. Etappe Killarney – Black Valley

 Lake Lodge B&B

Ein Vorzug dieser gebuchten Reisen ist, dass man sich nicht um das Frühstück kümmern muss. Das Frühstück ist für uns eigentlich die wichtigste Mahlzeit des Tages auf solch einer Tour. Andrea wird zwar immer schon etwas eher ningelich, wenn am Nachmittag der Magen leer ist. Ich hingegen würde eigentlich den ganzen Tag ohne Essen überstehen. Eine Notration haben wir natürlich immer mit. Bei mir ist sie angewachsen 🙂  In den B&B’s ist das Frühstück immer sehr reichhaltig . Und das ist auch gut so. Denn auf dem Kerryway gibt es unterwegs kaum eine Möglichkeit zusätzlich Proviant zu bunkern.


Der Frühstücksraum in dieser „Lake Lodge“ macht wirklich was her. Eine nette Dame begrüßt uns und weist uns einen Platz zu. Sie fragt uns nun nach der Frühstücksvariante. Spontan entscheiden wir uns für das traditionelle irische Frühstück und ich erahne ein Lächeln auf dem Gesicht der Dame. Sie weiß mehr. Na ob das nicht ein Fehler war. Doch zunächst erst mal Kaffee…. Dann werden riesige Teller vor uns abgestellt. Das sieht alles sehr lecker aber auch sehr üppig aus. Das obligatorische „Ham and Eggs“ dominiert den Teller. Aber da entdecke ich diese dicken kleinen Würste, an die ich keine gute Erinnerung hatte. Black und White Pudding (eine Art Grützwurst), gebratene Pilze und ein Stück Tomate rahmt die Sache ein. Und dann kommen auch noch diese Bohnen, die allerdings hier wesentlich besser schmecken als in Schottland, wie ich gerade feststelle. Eigentlich schmeckt das alles ziemlich gut, wenn man die Vorurteile über Essen von den Inseln mal bei Seite lässt. Es ist aber nur eben viel zu viel. So dass wir einhellig beschließen, dass dies unser erstes und letztes irisches Frühstück ist. Zum Abschied bekommen wir noch Wasserflaschen und Powerriegel. Das große Gepäck schleppen wir lieber wieder rüber zum „Sleeve Bloom Menor“. Nicht dass es stehenbleibt, weil die River Lodge nicht in unserem Plan steht.

10 Minuten vor Neun geht es dann endlich los, viel zu spät nach meiner Meinung. Denn wir haben heute gleich am ersten Tag 22 Kilometer vor uns inklusive einiger saftiger An- und Abstiege. Unsere Unterkunft liegt direkt am Weg. Entlang der Hauptstraße gehen wir auf einem breiten asphaltierten Fußweg. Die Stimmung könnte nicht besser sein. Passanten grüßen uns freundlich und am Himmel dominiert die Farbe Blau.

Killarney ist recht touristisch geprägt. Und das sehen wir hier ganz deutlich. Denn hier am Stadtrand befinden sich einige große Hotels. Nur die Hauptstadt Dublin verfügt über mehr Hotelbetten als Killarney. Die idyllische Lage am Lough Leane am Rand der nördlichen Ausläufer der Macgillycuddy’s Reeks, dem höchsten Gebirgszug Irlands, das Vorhandensein von vielen Sehenswürdigkeiten, die Nähe zum Killarney Nationalpark und der Ring of Kerry, einer der schönsten Panorama Küstenstraßen haben dies befördert. Vor allem Bus- und Auto – Touristen sind hier unterwegs. Aber auch die Wanderer sind hier recht zahlreich vertreten. Dieser Kerryway ist mit seinen 214 Kilometern der längste und am meisten begangene Fernwanderweg Irlands. Er umrundet in Anlehnung an die Autostraße „Ring of Kerry“ die Iveragh Halbinsel. Er wurde 1985 angelegt und 1989 vollständig freigegeben. Bei der Planung orientierte man sich am Verlauf von vielen alten Straßen und Wirtschaftswegen. Es geht aber auch oft einfach über privates Weideland, manchmal aber auch auf der Straße entlang. Die vielen Zaunüberstiege sind legendär und bieten immer wieder sportliche Herausforderungen.

Ursprünglich begann und endete der Kerryway hier am River Flesk, über dessen Brücke wir gerade gehen. Beginn und Ende des Weges wurden jedoch später ins Stadtzentrum verlegt, wodurch wir schon gestern die Typischen braunen Wegweiser sahen. Nach etwa 2 Kilometern geht es dann endlich rechts ab in den Wald. Der Verkehr auf dem Ring of Kerry ist schon recht dicht und Fußgänger wie wir sind da schnell genervt. Auch der Untergrund wechselt endlich von Asphalt auf Waldboden.

Entlang des Ufers des Lough Leane wandern wir durch einen grünen Tunnel und erhaschen zwischen den Bäumen immer wieder Blicke zum See auf dessen spiegelglatter Oberfläche sich das Blau des Himmels spiegelt. Man ist das schön hier! An einer größeren Lücke im Wald biegen wir nach rechts zum flachen Ufer ab. Das Wasser ist glasklar und die runden Steine am Strand setzen sich unter Wasser fort. Zwei Hunde stürmen ins Wasser und wir können gar nicht mehr aufhören zu fotografieren. Da fällt mir auf, dass Andrea weg ist. Sie wollte mal ins Gebüsch, sollte aber längst wieder da sein. Wie rufen nach ihr… keine Antwort. Viele bange Minuten später finden wir sie. Sie war kurz ohnmächtig geworden – sicherlich wieder der niedrige Blutdruck… Kurze Zeit später stand sie zu unserer Erleichterung jedoch wieder auf den Beinen. Hier hätte aber auch der Weg zu Ende sein können. Gesundheit geht vor! „Ich bleibe mal lieber hinter dir“, sage ich. Zum Glück verläuft der Weg hier noch relativ eben und man kann ihn ohne Anstrengung gehen. Das wird sich bald ändern, denn am gegenüber liegenden Ufer des Lough Leane erheben sich die Torc Mountains. Da müssen wir drüber.

Doch zunächst wandern wir nun auf das Muckross House zu. Das ist ein Herrenhaus im viktorianischen Stil aus den 1840er Jahren. Der letzte Besitzer schenkte wegen zu hoher Unterhaltskosten das Haus 1932 dem irischen Staat, der sich allerdings dazu verpflichten musste, das gesamte Gelände und das Haus der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und zu pflegen. So entstand Irlands erster Nationalpark.

Alles weitere zum Haus lest ihr bitte über den eingefügten Link. Zeit für eine Besichtigung haben wir nicht, betrachten aber voller Freude die wunderschöne Parkanlage, in die das Haus eingebettet ist. Viele exotische Bäume und Pflanzen wurden hier zu einem englischen Garten an den Ufern des Muckross Lake gestaltet. Es macht richtig Spaß hier entlang zu laufen. Lauffaule können sich von Killarney hier her mit einer Pferdekutsche bringen lassen. Es sind immerhin 6 Kilometer bis hier her.

Doch weiter geht es zum nächsten Höhepunkt, dem Torc Wasserfall. Der ist nach etwa einem Kilometer erreicht. Und wir sehen schon das Problem dieser Stelle: In direkter Nähe führt die Straße vorbei und es gibt einen großen Parkplatz. Entsprechend voll ist es hier. Diese Ansicht mögen Auto- und Bus – Benutzer nicht teilen. Aber was sich hier die glitschigen Stufen alles hinauf quält, grenzt schon an Massentourismus. Der Wasserfall selbst ist nett anzusehen, wenn auch nicht spektakulär. Das mag nach starken Regenfällen anders aussehen.

 

Wir halten uns hier nur kurz auf, machen ein paar Fotos und steigen weiter die nun sehr steile Treppe hinauf. An kleinen Schneisen im dichten Wald machen wir immer wieder Halt, um den Ausblick auf die Seenlandschaft zu genießen. Eingerahmt von üppig blühendem Rhododendron hat man hier einen Blick über die bisher zurück gelegte Strecke bis nach Killarney.

Oben angekommen biegen wir an einem Wanderparkplatz auf die Old Kenmare Road ab. Durch urige Moos bewachsene Eichenwälder erreichen wir eine Hochebene, von der wir bereits zum Upper Lake sehen. Wir finden einen schönen Platz mit ein paar blanken Steinen für eine kurze Pause. Die Sonne prasselt vom Himmel und meine Einschätzung, dass wir in Irland sicher keine Sonnencreme brauchen, erweist sich als Eigentor. Wenn man sich schon mal aufs Wetter verlässt….

Doch auf! Wir haben noch nicht mal die Hälfte des Weges hinter uns gebracht und es ist schon 13 Uhr! Nun geht es ausnahmsweise mal bergab und wir gelangen in ein Sumpfgebiet. Alte Bahnschwellen, benagelt mit Maschendraht, damit es weniger rutschig ist, sorgen dafür, dass wir trockenen Fußes hier durch kommen. Hier und da gibt es einen Wassergraben oder einen Bach, über den eine schmale Brücke führt.

Hier habe ich schon Fotos gesehen, auf denen nur noch das provisorische Geländer der Brücken aus dem Fluten schaut, man also bis zum Bauch im Wasser stehen würde. Ich glaube nicht, dass ich den Mut und die Lust hätte, bei solchen Bedingungen hier weiter zu gehen. Dieser Abschnitt des Weges ist aber insgesamt sehr gut ausgebaut und beschildert.

Das mag daran liegen, dass wir uns im Nationalpark befinden und dass hier neben den Wanderern auch sehr viele Tagestouristen unterwegs sind. Von Killarney aus fährt ein Shuttlebus zum Muckross House, zum Torc Wasserfall und zum Ladies View, einem Aussichtspunkt der westlich von uns liegt. Das nutzen natürlich viele, um wenigstens eine Strecke durch den Nationalpark zu gehen. Und so sehen wir viele Leute ohne Gepäck und in für diese Tour unbrauchbarem Schuhwerk. Denn hier und da wird es trotz Bahnschwellenpfaden doch nass oder man muss über keine Felsen klettern.

Steil bergab geht es nun durch die Eichenwälder des Esknamucky Glen in Richtung Abzweig. Andrea und Marion sitzen noch an unserem Rastplatz im Wald, während ich weiter ging und den Abzweig nun erreiche. Hier werden wir in 9 Tagen wieder ankommen. Links kommt der Weg aus Kenmare, unserem letzten Etappenort am Kerryway. Und nach rechts geht es ins Black Valley, unserem heutigen Ziel. Ich fotografiere, gehe ganz langsam weiter und erreiche eine schöne alte Brücke über den Galway’s River, der in seinem Verlauf über mehrere Kaskaden  in den Upper Lake mündet.

Dieses Fotomotiv lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Und während ich für ein gutes Fotomotiv durch den Sumpf stapfe, schließen die beiden Frauen wieder auf. Kurze Zeit später erreichen wir die N71. Die Straße ist schon von weit her zu hören. An der Einmündung des Weges steht die Derrycunnihy Church, eine römisch katholische Kirche im neugotischen Stil aus dem Jahr 1890.

Die Kirche ist aufgegeben, teilweise verfallen und macht einen recht traurigen Eindruck in ihrem unfreundlichen Grau. Die vielbefahrene N71 verlassen wir zum Glück schnell wieder nach rechts unten. Ziemlich lang geht es auf verschlungenen Waldwegen bergab ins Black Valley. Rechts von uns liegt der Upper Lake, der am westlichen Ende in eine Sumpflandschaft übergeht. Auf einem eigens aufgeschütteten kerzengeraden Schotterdamm gehen wir auf Brendons Cottage zu.

Das war früher mal eine Jagdhütte. Heute gibt es hier eine kleine Ausflugsgaststätte und man bietet Bootstouren zum Ros Castle also zurück nach Killarney an. Wir sind offensichtlich die letzten Gäste des Tages, denn man bittet uns das Leergut vor den geschlossenen Tresen zu stellen. Lange halten wir uns nicht auf, verspüre ich doch mittlerweile auch einen kleinen Hunger. Im „Black Valley Lodge B&B“ haben wir telefonisch das Abendessen bestellt. Im Tal hat man nicht die große Auswahl. Eine Einkaufsmöglichkeit oder gar einen Pup wird man hier vergeblich suchen. Das Black Valley ist einer der letzten Orte Irlands, die an das elektrische Netz angeschlossen wurde. Das erfolgte erst 1976 – eigentlich unvorstellbar.

Der Weg von Brandons Cottage führt dann nur noch über kleine Asphaltstraßen bis zu unserem B&B. Nachdem wir die schöne alte Brücke über den River Owenreagh passiert haben, ist also nun Geduld angesagt. Denn besonders idyllisch sind diese Straßen nicht – auch nicht für die Füße nach dieser langen Strecke. Kurz vor 18 Uhr erreichen wir unsere Unterkunft. Damit liegen wir ein der angekündigten Zeit – Ich staune! Von zwei Hunden und einer jungen Asiatin werden wir freundlich begrüßt.

Das Haus würde ich mal als ganz normales Eigenheim bezeichnen. Die Frage ob wir etwas trinken möchten, beantworten wir fast im Chor mit „Guinness“, begleitet von einem Strahlen im Gesicht. Und schon stehen drei schwarze Blechbüchsen auf dem Tisch. Angetrieben von der Stickstoffpille, die das Gas beim Öffnen der Büchse abgibt, bildet sich im Glas dieser feine Schaum, den man sonst nur bei Guinness aus dem Fass hat. Also ein Tipp: Guinness nur im Notfall aus der Flasche trinken! Als Abendessen gibt es Chickenwings als ersten Gang und Chicken Curry als zweiten. In Thailand kocht man sehr scharf, zu scharf für die meisten europäischen Gaumen. Das wissen wir. Also fügen wir der Bestellung ein energisches „little spicy „ an und pressen Daumen und Zeigefinger fest zusammen.

Nach dem Duschen gibt’s Essen. Die Hühnerflügel sind schnell alle und nun bin ich gespannt auf „little spicy“. Sehr schmackhaft!! Doch ganz hinterlistig und tückisch kommt so ganz langsam sich unheimlich verstärkend die Schärfe ins Spiel. Mir treibt es bald die Schweißperlen auf die Stirn. Das wird auch nicht nach dem zweiten Guinness besser. Das also versteht man in Thailand unter „little spicy“! Ich finde es luzifermäßig scharf. Und vom Geschmack geht viel dadurch verloren. Scharf sind hier leider auch die Preise. Man weiß halt, dass man nicht die große Auswahl hat und schlägt hier ganz schön zu – verpackt allerdings in einer unwiderstehlichen asiatischen Freundlichkeit. Man sollte sich hier also auf etwas höhere Preise einstellen. Im weiteren Verlauf des Weges wird das dann aber seichter.

Vor uns liegt morgen eine recht schwere Etappe. Es geht über 2 Pässe auf 18 Kilometern an den Lough Acoose. Auch dort müssen wir wieder ein Abendessen im B&B bestellen. Dass Irland kein billiges Urlaubsland ist, darauf hatten wir uns allerdings eingestellt. Draußen werfen die letzten Sonnenstrahlen auf den Hängen des Tales lange Schatten. Das Nachtleben im Black Valley ist nicht besonders abwechslungsreich. Und so bleibt uns nichts anderes übrig, als schlafen zu gehen.

Gute Nacht!


2 thoughts on “Der Kerryway 1. Etappe Killarney – Black Valley

  1. Guten Tag Herr Kleinsteuber.
    Mit großem Interesse lese ich Ihren Bericht über die Kerry Way – Wanderung, der Ihnen sehr gut gelungen ist. Nachdem ich 2014 den Camino Frances und 2018 den Camino del Norte gewandert bin, möchte ich mich im Mai 2020 von meinem Wohnort Norderney, der kleinen Nordseeinsel, an den Kerry Way auf der großen Insel Irland herantrauen. Dazu sind Ihre Anmerkungen eine wirklich große Hilfe. Sie schreiben, dass Sie die Unterkünfte im vorab gebucht haben. Mich würde interessieren, wie und wo Sie das gemacht haben. Ich weiß nicht, ob das Loslaufen und Buchen einer Pension über z.B. booking.com in Irland reibungslos klappt. Es wäre freundlich, wenn Sie mir da einen Tipp geben könnten.
    Grüße von der Insel,
    Manfred Plavenieks.

    • Hallo Manfred,
      vielen Dank für das Interesse an meinem Blog.
      Gern beantworte ich die Frage.
      Nach den guten Erfahrungen mit der Firma Vividus Reisen auf dem West Highland Way haben wir den Kerryway auch dort gebucht.
      Ist sicherlich etwas teurer als wenn man selbst Bucht aber sicherer, wenn mal etwas schief geht.
      Die im Blog beschriebenen Unterkünfte kann ich ausnahmslos empfehlen. Man kann sicher auch versuchen, dort direkt zu buchen.
      Wenn noch weitere Fragen aufkommen – gerne….
      Viele Grüße, Gert.

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