Da fehlt doch noch was!
So spät haben wir noch nie angefangen mit unseren Vorbereitungen. Nun ja, wir glauben auch nun zu wissen, was uns erwartet und was man auf so einem Pilgerweg wirklich braucht und was man getrost zu Hause lassen kann. Viel wird nicht los sein auf dem Pilgerweg. Und dass wir auf andere Pilger treffen, erscheint doch eher unwahrscheinlich. Na wir lassen uns überraschen. In Mecklenburg haben wir ja auch völlig unerwartet eine Mitstreiterin getroffen.

meine bessere Hälfte und ich (hier auf dem CF 2011)
Das Angenehme auf den deutschen Pilgerwegen ist für den der es mag, die Ruhe und Einsamkeit: Kein Betten – Gerenne, kein Schnarchen (bis auf meines natürlich) und entspannte, wenig hektische Herbergseltern. Das macht diese Wege so angenehm. Wer mit der Einsamkeit nicht zurecht kommt, muss sich halt Begleitung organisieren. Ich habe das getan, in dem ich vor vielen Jahren geheiratet habe und meine Frau zum Glück meine Macken teilt bzw. toleriert. Diese Ruhe hat sich nun anscheinend auch auf unsere Vorbereitung gelegt. Während ich früher jede Unterkunft und jede Etappe geplant hatte, gehen wir dieses Mal einfach los. Die einzige Vorbereitung war die Organisierung eines ortskundigen Stadtführers in Görlitz. Uwe aus dem Pilgerforum hatte sich schon vor geraumer Zeit angeboten und wird uns seine Stadt zeigen, nachdem er seinen Dienst im Wahlbüro geleistet hat. Apropos Wahl: Wir haben beantragt, dass man uns die Briefwahlunterlagen zuschickt, da wir ja am Wahltag im Zug sitzen. Auch das können wir also locker sehen.


in der Goitzsche, Rast an den Wächtern
Ganz untätig waren wir dann aber doch nicht. Denn für lange Zeit können wir die Füße eh nicht still halten. Und so machten wir in den letzten Wochen hier in der Gegend einige Wanderungen. Die Goitzsche, eine Landschaft die dem Braunkohlenbergbau zu verdanken ist (ich hätte nie gedacht, dass ich das mal so sage!) erstreckt sich auf etwa 62 ha zwischen Delitzsch und Bitterfeld. Sie ist zur grünen Oase mit viel Wildnis und Wasser geworden und natürlich zu einem bei jeder Jahreszeit lohnenswerten Ausflugsziel. Ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß, es gibt immer etwas zu entdecken. Die Goitzsche ist mittels Rennrad – tauglichen Asphaltwegen sehr gut erschlossen, bietet aber auch abseits dieser Rollerpisten schöne naturbelassene Wege. Das gesamte Areal ist ein Freiluft – Labor in dem man beobachten kann, wie sich die Natur die Jahrzehnte lang geschundene Landschaft zurück holt.

Beobachtungen am Wegesrand
In jedem Jahr gibt es Veränderungen. Sei es dass sich der Baumbestand ändert, dass Pioniergehölze wie Pappel oder Birke so langsam von Mooreichen, Hainbuchen, Kiefern oder Erlen verdrängt werden. Oder dass die Tierwelt vielfältiger wird. Neuerdings wurden selbst Seeadler, Eisvögel, Biber und Fischotter gesichtet. Wer die Gegend um Bitterfeld seit 20 Jahren nicht mehr gesehen hat, wird seinen Augen nicht trauen. Bitterfeld, der Inbegriff für Dreck, Gestank und Umweltverschmutzung ist für uns zu einem Naherholungsgebiet geworden.

Knüppelbrücke am Zöckeritzer See
Oft nutzen wir unsere Freizeit, um dort zu wandern oder mit dem Rad zu fahren. Auf der großen Runde um den Goitzsche – und den Seelhausener See ergibt sich von uns aus immerhin eine Strecke von fast 70 Kilometern. Obwohl man Luftlinie nie viel weiter als 15 Kilometer von zu Hause entfernt ist. Leider wurden große Teile der Wege durch das Juni – Hochwasser 2013 zerstört. Die Mulde hat wie schon beim Hochwasser von 2002 ihr altes Flussbett besucht. Dabei stieß sie jedoch auf Straßen und Wege, die kurzerhand von den Fluten bei Seite geräumt wurden. Wer das Ausmaß der Zerstörungen sieht, dem wird klar, was Wasser für eine ungeheure Kraft hat. Leitplanken ragen verdreht wie Korkenzieher in ein breites bis zu 5 Meter tiefes ausgespültes Becken. Die Reste des Asphaltbelages liegen in Stücken weit verstreut. Das Wasser der Mulde strömte zunächst durch einen gebrochenen Deich in den Seelhausener See und durchbrach dann einen breiten Damm zwischen Seelhausener- und Goitzschesee. Auf dem etwas höher liegenden Damm verläuft zudem auch noch der Lober – Leine Kanal, dessen Wasser sich zusätzlich in den Durchbruch ergoss.

hier war früher mal der Feldherrenhügel

Der Radweg – einfach weg
Mein größter Ärger neben den zerstörten Wegen: Hier befand sich meine ganz geheim gehaltene hervorragende Pilz – Stelle mit Rotkappen, Birkenpilzen, Steinpilzen und Maronen. Alles dahin! Ich muss mir nun eine neue Stelle suchen. Ich war vor kurzem mit dem Fahrrad dort und kann einige Fotos präsentieren. Wenn man aber die Gegend nicht von Früher kennt, ist es schlecht einschätzbar, was hier wirklich passiert ist.

Noch liegt er leer in der Ecke
Noch liegen die Rucksäcke schlaff und leer im Keller. Eigentlich reicht es mittlerweile, wenn wir sie einen Tag vor der Abreise packen, wissen wir doch genau, was wir auf dem Weg brauchen und was nicht.

unsere neuen Schlafsäcke
Nach langem Suchen (für das ich meinem Freund Jörg sehr dankbar bin, denn er hat sie gefunden) kamen wir auf den Lafuma Active 45XL. Der wiegt nur 680g (inkl. Kompressionssack), ist ein 80 cm breiter und 2,20 Meter langer Deckenschlafsack, in dem man viel mehr Bewegungsfreiheit hat. Ich fühlte mich in der Mumie immer etwas beengt wenn die Arme mit drinnen waren und hatte den Reißverschluss deshalb fast immer offen. Das Packmaß des neuen liegt bei 32×14 cm und er scheint wirklich ein ganzes Stück wärmer zu sein. Der Innenstoff fühlt sich schon mal wesentlich angenehmer an, als bei den alten Schlafsäcken. Diese kosteten eben auch nur 29€ und da musste man einige Abstriche und Kompromisse machen. Insgesamt haben sie uns aber in vielen Nächten gute Dienste geleistet. Wenn die neuen genau so gut halten, was ich nach dem ersten Eindruck und in Anbetracht des höheren Preises erhoffe, werden wir viel Freude an diesen Schlafsäcken haben. Auf alle Fälle habe ich bei den Recherchen festgestellt, dass es sehr schwierig ist, einen großen Deckenschlafsack mit entsprechend geringem Gewicht und Packmaß in diesem Temperaturbereich zu finden, der zudem in unser Budget passt. Zum Glück scheinen wir ihn gefunden zu haben.

Auszug aus der Tabelle zum öP
Meine bei mittlerweile vielen Pilgern bekannte Tabelle mit Informationen zu den Etappenorten, die ich mit viel Mühe aus verschiedenen Quellen zusammen getragen habe, passt zusammen mit der Wegbeschreibung, die auch Auszüge aus Karten enthält, beidseitig ausgedruckt auf vier A4 Seiten. Sie enthält Angaben zur Ausstattung, zur Kapazität, zur Adresse, zu den voraussichtlichen Kosten und den Telefonnummern der Ansprechpartner. Eine kleine Aufzählung der Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten in den durchwanderten Orten und Gegenden ist hier und da auch eingefügt. Diese Material genügt völlig, um sich zurecht zu finden. Bei Interesse können die Materialien HIER herunter geladen werden.

Ich kann da nur Vorschläge machen und bin gern bereit, Anfängern mit Rat zur Seite zu stehen.

und das nehmen wir alles mit

fertig gepackt: 7,1 kg ohne Wasser und Verpflegung