Das Zelt

das Wildfox Gjende

das Wildfox Gjende

Mit steigenden Temperaturen konnte ich mich nun endlich mal mit unserem Zelt beschäftigen. Wie schon geschrieben, werden wir dieses Mal ein kleines Zelt mitnehmen. Es sollte ein leichtes und erschwingliches 2 Personen Zelt sein. Da wir sonst eigentlich keine Camper sind, wollten wir nicht zu tief in die Tasche greifen. Einigermaßen wasserdicht und robust sollte es daher kommen und groß genug, dass man auch die Rucksäcke mit rein nehmen kann. Es sollte ein Innenzelt haben, um eine Kondenswasserdusche des Nachts zu vermeiden.

 

Das sind ne Menge Ansprüche, die sich eigentlich gegenseitig ausschließen. Robust, leicht und gleichzeitig preiswert – das geht eigentlich nicht. Und so wendete ich viel Zeit auf, um ein preiswertes Zelt zu beschaffen, was meinen Ansprüchen recht nahe kommt und das man noch etwas “pimpen” kann. Nach langer Recherche fiel die Wahl auf das Wildfox Gjende, das ich für ganze 34,99€ im Internet fand. Damit war die erste Eigenschaft erfüllt, es ist preiswert. Ob es billig oder wirklich preiswert ist, werde ich noch testen. Mit dem Gewicht liegt es schon mal etwas daneben, obwohl 2,1 kg für ein 2 Personen Zelt mit doppelter Außenhaut ja eigentlich nicht besonders schwer erscheint. Als Zelt für Radwanderungen wäre ich damit sehr zufrieden. Aber um es über lange Strecken auf dem Rücken zu tragen, dazu ist es mir dann doch noch zu schwer. Und so machte ich mir Gedanken, wie man daran etwas ändern könnte.

fast 1 Kilo - das ist einfach zu viel!

fast 1 Kilo – das ist einfach zu viel!

Zuerst fiel mir ein Säckchen mit den Heringen in die Hände. Boh eyh, was für ein Gewicht! Und dann auch noch das schwere Glasfiber – Gestänge! Die zwei Sachen bleiben auf jeden Fall zu Hause, ganz sicher. Aber so ein Zelt ohne Heringe? – das macht Probleme, vor allem wenn es windig ist. Das weiß sogar ich, der im zarten Alter von 15 Jahren zum letzten Mal in einem selbst aufgebauten Zelt geschlafen hat. Und so ein Zelt ohne Gestänge ist dann halt doch nur ne bessere Zudecke.

voller Erfolg - meine neuen selbstgebauten Karbonheringe

voller Erfolg – meine neuen selbstgebauten Karbonheringe

Da muss also etwas leichteres her als Hering und Stange. Im Internet werden Leicht – Heringe aus Aluminium angeboten. Die sind nicht ganz billig und nicht besonders robust, verbiegen sich also recht schnell wenn der Boden mal härter ist. Karbon – Heringe sind zwar haltbarer aber noch viel teurer. Selbst bauen macht  sowieso mehr Spaß. Und so griff ich zu dem Werkstoff, der sehr leicht und extrem belastbar ist. Karbon – da geht im Leichtbau nichts dran vorbei. Ich suchte und kaufte mir ein paar Karbonstäbe mit einem Durchmesser von 4 mm, schnitt sie in 20 cm lange Stücke und spitzte sie auf einer Seite mit Schleifpapier an.
Und hier trat eine unangenehme Eigenschaft dieses Materials zu Tage, das mir noch etwas Kopfzerbrechen bereitete. Bei preiswerten Karbonstäben, gleich ob Voll- oder Röhrenprofil, verlaufen die Fasern in Längsrichtung. Damit besteht die Gefahr, dass sie in dieser Richtung auffasern, was ich schon beim Sägen bemerkte. Einige Fasern rissen ab. Man muss sehr vorsichtig bei der Bearbeitung sein. Die Fasern sind sehr scharf, man könnte sich daran schneiden oder stechen. Auch der Staub, der beim Schleifen entsteht, ist nicht ungefährlich, wenn man ihn einatmet. Ich löste das Problem des Faserns, in dem ich vor dem Sägen etwas Isolierband um die Trennstelle wickelte. Am stumpfen Ende des Herings schob ich eine 2 cm lange Aluminium – Hülse mit einem Innendurchmesser von 4 mm darüber, die ich mittels Sekundenkleber fixierte.

4 g - das sieht gut aus!

4 g – das sieht gut aus!

So kann man den Hering auch mit einem schweren Gegenstand in den Boden rammen, ohne dass er aufsplittert. Dann bohrte ich ein 1,8 mm großes Loch in Aluhülse und Karbonstab, durch welches ich nun noch einen neonfarbenen, geflochtenen Faden zog Den Faden verknotete ich zu einer Schlaufe. Damit sollte es möglich sein, den schwarzen Karbonhering besser wieder zu finden und leichter aus dem Boden zu ziehen. Das andere Ende mit der Spitze war dann schon kniffliger. Das Auffastern am spitzen Ende verhinderte ich, in dem ich den ganzen Hering mit einem zwei Komponenten Polyester Harz bestrich. Nach dessen Aushärtung waren die Heringe fertig. Deren Anzahl konnte auf 10 reduziert werden, da ich das Innen- und das Außenzelt mit ein und den selben Heringen spannen wollte. Zwei zusätzliche Heringe fertigte ich als Reserve an, falls mal einer verschüttet geht. Ursprünglich waren vom Hersteller 14 schwere Stahl – Heringe vorgesehen, um das Zelt am Boder zu verankern. Ob das alles so hält, wie ich mir das gedacht habe, werden die Tests zeigen. So ein Hering wiegt nun nur noch ganze 4,6 g, zusammen also 46 g. Ich war begeistert!

144 g - das neue Karbon - Gestänge

144 g – das neue Karbon – Gestänge

Doch da geht noch mehr!

Das Glasfiber – Gestänge des Wildfox scheint zwar recht robust zu sein, aber dieses Gewicht!! Und so ließ ich mir von gleicher Quelle ein paar 50 cm lange Karbonröhren kommen. Röhren mussten es deshalb sein, weil ich den Gummi, den das original – Gestänge miteinander verbindet, auch wieder einziehen wollte. Dieser Gummi erleichtert die Montage und das Auseinanderbauen. Die Röhren haben einen Durchmesser von 7 mm und eine Länge von 50 cm. Also baute ich ein Segment mehr und reduzierte so gleichzeitig das durch die Länge der Stabsegmente bestimmte Packmaß von 61 auf 50 cm. An einem Ende jeden Rohres klebte ich wiederum ein Aluminium – Röhrchen mit Sekundenkleber fest. Dieses Mal aber so, dass nur die Hälfte des 4 cm langen Rohres auf dem Karbonstab fest verklebt ist. So kann man später einen Stab mit dem anderen verbinden. Alle Rohre müssen an beiden Enden mit Schleifpapier entgratet werden, damit sich der Gummi, den ich nachträglich noch mit Hilfe des dünnen Stahlseiles eines Fahrrad Bowdenzuges eingezogen habe, nicht durchscheuert. Vorn und hinten ein Doppelknoten rein, damit der Gummi nicht wieder rein flitscht, einen Aluring als Anschlag für die Fixierlöcher im Zeltboden an beider Enden aufgeklebt und schon ist das Gestänge fertig. Klingt kompliziert, ist es aber nicht.

das kann sich sehen lassen: 800 g weniger!

das kann sich sehen lassen: 800 g weniger!

Zum Schluss kam dann der spannende Moment, als ich den Packsack auf die Wage legte. Dabei stellte ich befriedigt fest, dass von den ehemals 2,1 kg nur noch knapp 1,3 kg übrig waren. Na das sieht doch schon ganz gut aus. Am Zubehör gibt es nun kaum noch was zu optimieren.
Einzig die Zelthaut könnte man noch leichtern. Ich muss also mal ausrechnen, wie viel an Gewicht man einsparen könnte, wenn die Haut aus Silnylon wäre. Dieser Stoff bringt pro Quadratmeter nur 55 g auf die Wage und gilt als einer der leichtesten Zeltstoffe und ist zudem absolut wasserdicht. Eine neue Nähmaschine habe ich schon. Es ist also nur eine Frage der Zeit, dass ich mich ran setze. Einen Schnittmusterbogen habe ich ja mit der originalen Zelthaut schon. Eine neue Haut hätte dann aber auch sicher einen besseren Reißverschluss. Der hakelt nämlich beim Wildfox ganz schön und ist nichts für Grob – Motoriker, jähzornige oder ungeduldige Menschen.

Nun habe ich das Zelt mal in meinem Garten aufgebaut, was recht schnell erledigt war. Wenn man mal von der Zeit für die einmaligen Anpassungsarbeiten an den Abspannungen absieht, denke ich, dass man das Zelt in 10 Minuten aufstellen kann.

Eine erste Bewährungsprobe folgte auf dem Fuße. Es begann heute Nachmittag zuerst sehr heftig an zu regnen und dann folgte auch noch ein Graupelschauer. Gespannt schaute ich, als sich der Spuk verzogen hatte in das Zelt: Wunderbar – alles trocken. Da ich im Selbsttest nun auch noch ausprobieren will, ob mein Schlafsack dick genug ist, habe ich mich entschlossen diese Nacht draußen im Zelt zu verbringen.

die verpackte Luftmatratze

die verpackte Luftmatratze

Dazu habe ich meine zwei Exped Luftmatratzen aufgeblasen und sie bereits ins Zelt verfrachtet. Die Matratzen waren ein echtes Schnäppchen. Wir haben uns für die AirMat Basic UL in Größe S (wir sind beide keine Riesen) von Exped entschieden. Die habe ich am Anfang des Jahres für ganze 36,99€ pro Stück bekommen, also wesentlich preiswerter als sonst angeboten. Die Matte wiegt nur 320g und ist verpackt nicht größer als ne Brauseflasche. Ich bin als Nichtraucher in der Lage, sie in nicht ganz 3 Minuten aufzublasen, ohne um zufallen. Erleichtert wird das Aufblasen durch die zwei separaten Ventile, eins zum Aufblasen und eins zum Ablassen. Auch das Zusammenpacken geht dadurch recht schnell und problemlos. Der Nachteil solcher Matten ist, dass sie zwar schön bequem sind, jedoch kaum Wärme isolieren. Aus diesem Grund wollen wir noch zwei dünne Aluminium – Matten mitnehmen, die kaum ins Gewicht fallen. Ich hoffe, dass das ausreicht, um die Nacht ohne Frostbeulen zu überstehen. Ich werde meinen leichten 600 g billig -Schlafsack nehmen, die Trekking Hose und den Fleece an lassen und sicherheitshalber in ein Seiden – Inlet schlüpfen, bevor ich in den Schlafsack krieche. Meine Frau wartet erst mal das Ergebnis meines Selbsttests ab.

Ich bin gespannt!

Wenn ihr also in den nächsten Tagen nichts mehr von mir hört, ist das Experiment schief gegangen.

Da bin ich wieder. – Bibber, Bibber !!
3 Grad waren definitiv zu wenig für meinen Schlafsack. Auch die Feuchtigkeit, die vom Regen des Vortages noch in der Luft lag, tat ein Übriges. Kondenswasser war aber keines im Zelt. Von der windigen Seite her zog es aber mächtig rein und eine Seite wurde immer wieder kalt. Und so drehte und wendete ich mich, um immer mal eine andere Seite in den Wind zu drehen. Die Außenhaut geht nicht ganz bis auf den Boden und so kann ein Luftzug entstehen, der aber eigentlich gewollt ist. Denn baut man das Zelt so auf, dass die Hülle ringsum auf dem Boden aufliegt, gibt es sicher Probleme mit der Zirkulation.
Gegen 5 Uhr habe ich es dann aufgegeben, mir warme Gedanken zu machen und mich wie ein Brummkreisel zu drehen. An richtigen durchgängigen Schlaf war nicht zu denken. Auch mein aufblasbares Kopfkissen war nicht der Hit. Ich bin es gewohnt etwas höher zu schlafen. Im Ernstfall nehme ich dann aber den Rucksack als Kopfunterlage. Das sollte also nicht zum Problem werden. Erstaunlich auch, wie sehr man auf der Matratze herumrutscht. Ich werde mal versuchen, die Alumatte nach oben auf die Luftmatratze zu nehmen oder umzudrehen, so dass die Schaum beschichtete Seite oben liegt. Vielleicht ist es da besser. Für mich erstaunlich war, dass die Kälte von Unten nicht zu spüren war. Die Kombination aus der Alumatte und der Luftmatratze sollte also optimal sein.

Ich werde den Versuch noch einmal starten, wenn die Nachttemperaturen nicht mehr ganz so im Keller sind.

Update vom 15.April:
Die zweite Nacht verlief schon wesentlich angenehmer, war aber mit 8 Grad auch etwas wärmer. Ich habe durch geschlafen, wachte aber um 5 Uhr fröstelnd auf und machte noch einige Versuche. Es ist besser die Alumatte nicht unter, sondern auf die Luftmatratze zu legen. Man spürt sofort die Isolationswirkung der Matte. Trotzdem ist mein Schlafsack für Nachttemperaturen von unter 10 Grad nicht geeignet. Auch das Seiden – Inlett brachte weniger als erhofft. Für den Notfall sollte diese Kombination aber trotzdem ausreichen. Bei regelmäßiger Übernachtung im Zelt muss aber ein dickerer Schlafsack her.

das Innenzelt

das Innenzelt

Platz genug für zwei und die Rucksäcke

Platz genug für zwei und die Rucksäcke

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